Clown mit Down Syndrom – Eric Gadient: Kein gewöhnlicher Clown

Eric Gadient ist ein leidenschaftlicher Clown. Aber kein gewöhnlicher, denn er hat das Down Syndrom. Zusammen mit Olli Hauenstein erobert er die Bühnen der Deutschschweiz. Über 60 Mal spielten sie das Stück „Clown Syndrom“. Die beiden begeistern das Publikum mit ihrer einfühlsamen und authentischen Art.

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«Ich bin der Erich.» Mit einem Lächeln begrüsst der blauäugige Blondschopf sein Gegenüber. Es geht tief, dieses Lächeln. Quer durch allerlei Schichten alltagstauglicher Emotionalität trifft es einen mitten ins Herz – und man lächelt zurück. «Clowns mögen Kuchen», meint der 39jährige Schauspieler und nimmt am Küchentisch der Familie Hauenstein in Sommeri Platz. Er tut dies mit einer Vertrautheit, die eine jahrelang gewachsene Freundschaft spiegelt. Anerkennend mustert er die Auswahl an Selbstgebackenem, die Ulrike Hauenstein, Betreuerin, Regieassistentin und wichtige Konstante in seinem Leben, auf den Tisch stellt.

Auf der Bühne nennt er sich «Eric». Sein Mentor und Partner brachte diese Idee eines Künstlernamens auf. Eric Christian Gadient zog im Alter von elf Jahren gemeinsam mit seinen Eltern und einem Bruder von New Jersey in die Schweiz. «Ich spreche Deutsch und Englisch», erklärt er. Seine Zweisprachigkeit fliesst in das Stück «Clown-Syndrom» ein. Mit bezaubernder Hingabe erzählt der Schauspieler von Elementen des aktuellen Stücks, von der «Magic Flute», dem Auswerfen der Angel, von Drachen- und Kugelfischen.

Grosse Begeisterung für das Theater

«Ich habe viele Ideen», sprudelt es aus ihm heraus. Erst heute Morgen, so erzählt er aufgeregt, hatte er bei den Proben im Atelier einen neuen Einfall. «Einen für später», sagt er und meint damit, dass er in Gedanken bereits mit neuen Szenen spielt. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Eric Gadient in den betreuten Werkstätten in Sommeri und lebt in einem angegliederten Wohnblock. Sieben Jahre war er Mitglied im Ensemble des Comedy Express und fiel seinem Mentor auf. Vor zwei Jahren lösten sich beide vom Comedy Express und starteten mit ersten Stegreif-Szenen für ihr Projekt. Komik-Theater auf diesem Niveau, so erklärt Olli Hauenstein, entsteht nicht über Nacht. Da stecken Arbeit, Entwicklungsprozesse und ungezählte Stunden im Atelier drin. «Wir haben sehr viel geprobt», schmunzelt Eric Gadient.

Nein, leicht gefallen ist ihm die Entwicklung vom Naturtalent zum Komik-Profi nicht. Manchmal schmerzt seine rechte Hand. Seine Knie machen ihm zu schaffen. Die Höhe der Bühne schüchterte ihn zuerst ein. Veränderungen in seinem regulären Tagesablauf sind nicht seine Sache. Aber er hat das, was jeden guten Schauspieler – mit oder ohne Handicap – auszeichnet: Die Leidenschaft fürs Theater und die Disziplin, sein Bestes zu geben. Seine Zuversicht gilt als wirksames Mittel gegen Lampenfieber.

Das aktive Leben abseits der Bühne

Entstanden ist ein Stück Clown-Artistik voller Zauber und Poesie. Aber Eric – oder Erich – ist auch in seinem Leben abseits der Bühne eine durch und durch aktive Persönlichkeit. Er liebt Kino, Basketball, Reisen ans Mittelmeer, Konzerte, Spaghetti mit Thunfisch, Zoobesuche (diese aber bitte nur ab und zu) und vor allem: Musik. «Ich spiele Panflöte, Piano und Schlagzeug», sagt er. Eine Begabung, die ins Clown-Syndrom einfliessen. «Aber am liebsten spiele ich Theater», betont das Naturtalent.

Er lebt in betörender Ehrlichkeit das Glück der vermeintlich kleinen Dinge: Ein Stück Kuchen mit einer Extraportion Schlagrahm zum Beispiel. Er will das, was er kann, wirklich gut machen. Und das tut er. Denn so gross seine Clownschuhe auch sein mögen – er ist längst in sie hineingewachsen.

source : sda/ats