Ein Freudenfest für Behinderte und Nichtbehinderte

(fricktal24.ch)

Von: Hans Berger

Die Aargauer Meisterschaft im Behindertensport vom vergangenen Samstag in Frick verdeutlichte es eindrücklich: Erst wenn das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung alltäglich geworden ist, kann es auch auf gesellschaftlicher Ebene funktionieren. Der Weg dorthin ist allerdings noch weit, doch der Sporttag offenbarte, dass ein Miteinander auf gleicher Augenhöhe möglich ist. Aber nicht nur deshalb war die Aargauer Meisterschaft ein Freudentag, sondern auch, weil die ungebremste Freude der Athletinnen und Athleten die Strahlkraft der Sonne beinah übertraf.


Aargauer Meisterschaft im Behindertensport in Frick

 

Inklusion ist eben mehr als nur die Umsetzung des Zusammenlebens von behinderten und nichtbehinderten Menschen. Mehr als nur ein Gesetz. Mehr als nur ein neues Fremdwort. Inklusion macht offensichtlich Spass, wie an der Aargauer Meisterschaft im Behindertensport in Frick zweifelsfrei festzustellen war, wo sich rund 160 BehindertensportlerInnen und hundert freiwillige HelferInnen barrierefrei begegneten.

Wider dem Fricker Geist
Der Grundstein zur UNO-Menschenrechtskonvention wurde bereits 1948 gelegt, die UN-Behindertenrechtskonvention aber erst am 3. Mai 2008 in Kraft gesetzt und von der Schweiz gar erst am 15. Mai 2014. Dies obwohl schon 1960 Paralympische Spiele instituiert wurden.

in diesem Zusammenhang ist eine im Jahr 2016 von der Behinderten-Organisation Pro Infirmis publizierte Studie, die besagt, dass die Bevölkerung die Situation von Menschen mit Behinderung in der Schweiz eher kritisch sieht. 55 % der Befragten denken, dass in der Schweiz zu wenig Rücksicht auf Menschen mit Behinderung genommen wird. Obwohl die Bundesverfassung Diskriminierung von Menschen mit Behinderung verbietet, findet fast die Hälfte der Befragten, Diskriminierung von Menschen mit Behinderung sei ziemlich bis sehr verbreitet. Die stärkste Diskriminierung erfahren nach Einschätzung der befragten Menschen mit einer geistigen oder psychischen Behinderung.

Teamplayer
Die Situation auf der Sportanlage Ebnet in Frick war demnach geradezu paradiesisch. Hier wurde dem Geist der Paralympischen Spiele nachgelebt und wie dort galt die Devise „Dabeisein ist alles“.

Die Teams aus Aarau, Brugg, Reinach, Wettingen, Wohlen-Lenzburg, Zofingen, Zurzach und dem Fricktal schienen dann auch keine Konkurrenten zu sein als vielmehr Partner eines vergnüglichen Anlasses, was aber die dem Motto der drei Musketiere „Einer für alle, alle für einen“ nachstrebenden TeilnehmerInnen dennoch nicht davon abhielt, ihr Bestes zu Gunsten ihrer Crew zu geben. Der Sieg, so der Eindruck, war eher sekundär. Dennoch ging niemand leer aus, weil am Schluss alle TeilnehmerInnen eine vom Gewerbe Region Frick-Laufenburg gesponserte Medaille bekamen.

Eine Genügsamkeit, die den Nichtbehinderten als Vorbild dienen kann, da auf der Sportanlage Ebnet in Frick ausschliesslich echte „Teamplayer“ agierten, egal, ob nun beim morgendlichen Streetball, Korbball, Kugelstossen, Ballweitwurf, Medizinballstossen, Speerwerfen sowie Hoch- und Weitsprung oder am Nachmittag beim Dinosaurier-Gruppenwettkampf.

Zuversicht
Vor allem Personen mit schweren Behinderungen sind heute oft gezwungen, in einer Institution zu leben, da sie ihre Betreuung in einer eigenen Wohnung nicht finanzieren können. Ihr Recht auf Selbstbestimmung ist damit eingeschränkt.

Die vorgängig erwähnte Studie von Pro Infirmis zeigt, dass eine klare Mehrheit der Bevölkerung grundsätzlich einverstanden ist, dass Menschen mit Behinderung ihre Wohnform selber wählen. Umgekehrt lehnt eine Mehrheit die Aussage ab, dass Menschen mit Behinderung am besten im Behindertenheim aufgehoben seien. Eines Tages könnte demnach die Inklusion zum Alltag gehören.

Die Aargauer Meisterschaft im Behindertensport hat bewiesen, dass mit gutem Willen diese Vorstellung nicht utopisch ist. Zugegeben – recht krass formuliert ist dies allerdings erst dann der Fall, wenn das Wort Behinderung keine Abgrenzung mehr ist und die Meinung vorherrscht: „Es gibt nur Menschen, die mehr oder weniger behindert sind“.