Ein Spielplatz für alle

(Unterhaltplus)

Alle Kinder wollen spielen, auch solche mit Behinderungen. Deshalb sollten Spiel-plätze barrierefrei sein, zugänglich für alle Kinder und ihre Begleitpersonen, ohneHindernisse mit vielen Möglichkeiten zum gemeinsamen Spiel.Autorin: Sabine Born, Up


Per Basler Spielplatz Spielaue ist ein Vorzeigeprojekt in Sachen Barrierefreiheit: Hindernisfreie Wege und viele Spielgeräte, dieauchKindern ruft Behinderungen genutzt werden können. (Fotos: Nicolas Scordia, Paris

 

Letztes Jahr wurde heim Tierpark Lange Erlen der Spielplatz Spielaue eröffnet. Eine naturnahe Spiellandschaft, eine der grössten und innovativsten in Basel,3000 Quadratmeter gross und ein Vorzeigeprojekt in Sachen Barrierefreiheit,mit Spielinseln, dem Vorbild tierischer Baumeister nachempfunden. Ein Storchennest in sechs Meter Höhe, ein Biberbau, ein Ameisenhaufen, der mit dem Rollstuhl durchfahrbar ist und ein faszinierendes Innenleben offenbart,fast schon mystisch. Mutige Ameisen beklettern die Holzkonstruktion, andere beobachten und interagieren von der Höhle aus mit den anderen Kindern.

«Die Spielaue ist ein gutes Beispiel, wie ein Spielplatz Kinder zusammenbringt,solche mit und solche ohne Behinderung, im Sinne der Inklusion », erzählt Tobias Trueb, Projektleiter bei der pglandschaften Gmbll und verantwortlich für die Projektierung und Bauleitung der Spielaue. Entsprechend ist die ganze Anlage aufgebaut: Matschtische und eine Rutsche, die mit dem Rollstuhl nutzbar sind, hindernisfreie Wege mit verschiedenen Belagsarten aus Gummigranulat, Mergelbelag, Festkies oder öcocolor im Fallschutzbereich. Letzteres sind Holzschnitzel, die dank ihrer besonderen Struktur sehr formstabil aufliegen und mit dem Rollstuhl befahrbar sind – auf diese Weise auch zugänglichf ür Grosseltern, die nicht mehr gut zu Fuss sind, für Eltern mit Kinderwagen, kurz: für alle, die dauerhaft oder vorübergehend in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.

Beratung für Spielplatzplanung

Impulsgeberin in Sachen Barrierefreiheit war die Stiftung , diemit ihrer Initiative einen Beitrag leistet, Schranken zu beseitigen und mit dieser Motivation bereits bei der Planung von Spielplätzen Interessenten wie Schulen und Gemeinden beratend zur Seite steht: «Spielplatz und Spielelemente sollten für Menschen mit und ohne Behinderung hindernisfrei zugänglich und zumindest partiell gleichermassen nutzbar sein», sagt dazu Patrick Huber von der Stiftung .

Damit das gemeinsame Spiel unabhängig von den Voraussetzungen des einzelnen Kindes möglich ist, muss die Barrierefreiheit schon bei der Planung berücksichtigt werden. Das heisst: Auf Durchgangswegen sind Schwellen und Hindernisse zu vermeiden oder der Zugang zu Spielgeräten durch geeignete Bodenbeläge sicherzustellen. »Für Kinder mit motorischen Einschränkungen sind bestimmte Klettergerüste erst nutzbar, wenn beispielsweise Handläufe angebracht werden», erklärt Patrick Huber.«Fast -, Klang- und Sinnesspiele sind fürKinder mit und ohne Seh- oder Hörbe-hinderung genauso interessant.»

Aufwändig im Unterhalt

«Der Unterhalt eines barrierefreien Spielplatzes ist aber aufwändig», stellt Patrick Huber fest. In Zonen mit Fallschutz durch Holzschnitzel muss beispielsweise sichergestellt werden, dass sich bei den Übergängen keine Schwellen bilden. Mobile Elemente sollten die Durchgänge nicht versperren, Sand nicht in Bereiche mit einem Gefälle gelangen. «Es ist wichtig, dass bereits vor der Realisierung der Anlage bestimmt wird, wer für den Unterhalt zuständig ist. Auch empfiehlt sich, für barrierefreie Spielplätze eine gezielte Checkliste zu erstellen», so Patrick Huber.

Der Unterhalt war auch in der Spielaue bereits bei der Planung ein Thema. «Er gestaltet sich sehr anspruchsvoll», bestätigt Tobias Trueb. So müssen die verschiedenen Belagsarten regelmässig erneuert werden, was gerade im Bereich Fallschutz sehr wichtig ist, auch damit die Befahrbarkeit immer gewährleistet ist. «Hinzu kommt die Dynamik des Kinderspiels», so Trueb. Mit Kies und Holzhack Wasser zu stauen, macht Spass. Es kann aber unter anderem dazu führen, dass der Bach, der grund sätzlich auch mit dein Rollstuhl durch fahrbar ist, uneben wird. «Das darf bis zu einem gewissen Ausmass so sein.Kinder im Rollstuhl sollen sich ebenfalls entscheiden, ob sie es wagen, den Bach zu durchqueren, ähnlich wie andere Kinder abwägen, ob sie in das sechs Meter hohe Storchennest klettern wollen»,erklärt Tobias Trueb.

Das Fazit

«Der Unterhalt darf nicht unterschätzt werden, muss bereits in der Planungsphase gut durchdacht werden», betont Tobias Trueb. Im Fall der Spielaue hat der Betreiber mit verschiedenen Geräteherstellern Unterhaltsverträge abgeschlossen. Sie prüfen und reparieren Spielgeräte in regelmässigen Abständen.Aber auch das vor Ort tätige Unterhaltsteam muss den Spielplatz täglich prüfen,defekte Stellen reparieren oder melden,die Durchfahrbarkeit stets gewährleisten. Es hat beispielsweise Kiesböschungen, die abrutschen und nachgebessert werden müssen, viele Holz-Baustoffe,die regelmässiger als andere kontrolliert, mal abgeschliffen oder ersetzt werden müssen. Auch die vielen Vegetationsflächen erfordern Einsatz: Rück- und Verjüngungsschnitte, Nachsaaten oder Neupflanzungen, Wässerung, wenn es zu trocken wird. Im Herbst muss das Laub entfernt werden, da auf einem barrierefreien Spielplatz wie der Spielaue,die Durchgängigkeit und Sicherheit der Wege umso wichtiger ist. Insgesamt fallen sehr viele Unterhaltsarbeiten regelmässig an, die mit entsprechendem Personal abgedeckt werden müssen.

Die Stiftung hat für Interessierte einen Leitfaden zum Themabarrierefreie Spielplätze erarbeitet undvermittelt Fachpersonen,die Beratungsdienstleistungen anbieten.
www.denkanmich.ch

Die Spielaue wurde durch die ARGE(Arbeitsgemeinschaft) Spielaue reali-siert, bestehend aus der pg Land -schaften GmbH und dem Spielplatz-bauer Kukuk freiflug GmbH.
www.pgla.ch
www.kukukfreiflug.de


Ein Spielplatz für alle