«Euch geht die Arbeit nicht aus»

(Walliser Bote)

Jubiläum Auch nach 75 Jahren bleiben die Herausforderungen für den Verband Procap Oberwallis gross

BRIG-GLIS Die Selbsthilfe-organisation für Menschen mit einem Handicap, Procap Oberwallis,feiert ihren 75. Geburtstag – und kann auf teilweise turbulente Jahre zurückblicken.

Der scheidende Verbandspräsident, Valentin Pfammatter,startete die Jubiläums-General-versammlung in der Simplonhalle in Brig mit einem Blick in die Vergangenheit: Es warder Herbst 1944, als sich im Café Adler in Brig eine kleine Gruppe von Menschen mit einem Handicap mit dem Ziel traf, im Oberwallis einen Invalidenverband (OIV) zu gründen. Auslöser war die prekäre finanzielle Situation, mit der die Betroffenen zu kämpfen hatten. Entsprechend setzten sich die Mitglieder in den folgenden Jahren für die Einführung einer Invalidenversicherung (IV) und die Schaffung von Arbeit für Handicapierte ein.

IV-Gesetz tritt in Kraft

Nach langem Kampf war es 1960 schliesslich so weit und das lang ersehnte IV-Gesetz tratin Kraft. Es folgten Höhen und Tiefen. Noch im selben Jahrs plittete sich der Oberwalliser Verband in zwei Sektionen,Brig-Goms und Visp-Siders, auf.«Man hat sich gegenseitig die Mitglieder abgeworben», erzählt Pfammatter. Schon im Folgejahr kommt es zur Wiedervereinigung. Wirklich Ruhekehrte aber erst ein, als Nationalrat Hans Wyer 1967 Statuten ausarbeitete. In den 70erJahren zieht die Beschäftigung beim OIV merklich an. Einerseits erhält der Verband vom Militärdepartement den Auftrag zum Stricken von Militärsocken. Dazu baut man aufInitiative von Vizepräsident Meinrad Heldner eine Werkstatt für Holzarbeiten. Aus der erfolgreichen Werkstatt entsteht später die Stiftung Atelier Manus. Daneben wird der Verband immer mehr im Bereich der Beratung aktiv – sei es mit Blick auf die Ansprüche aus den Sozialversicherungen,behindertengerechtes Bauen oder Rechtsberatungen. Ein weiteres Angebot, das immer mehr an Beliebtheit gewann,waren die verschiedenen Mitglieder-Ausflüge.2002 wurde der OIV schliesslich in Procap umgetauft.

«Solides Fundament»

«Nach 75 Jahren steht der Ver-ein auf einem soliden Fundament – auch in finanzieller Hinsicht»,hält Pfammatter fest. Ein Erfolg, zu dem Ständerat Beat Rieder in einer kurzen Ansprache herzlich gratuliert.Staatsrätin Esther Waeber-Kalbermatten nutzt die Gelegenheit, um die Wichtigkeit von Procap als Partner für alle Menschen mit einem Handicap und für den Staat Wallis hervorzuheben. «Dabei wird euch die Arbeit nicht ausgehen», ist sie überzeugt.

Doch Stillstand sei trotz der Erfolge nicht erlaubt, hält Christian Escher, Geschäftsführer beim Atelier Manus,fest. Man müsse stetig vorwärts gehen und sich immer neu erfinden – und die Menschen sensibilisieren, damit sie die Qualitäten anderer nicht nur auf einen einzelnen Bereich, wie seine schulischen Leistungen, reduzierten. Jeder habe eine faire Chance ver-dient.(mas)


Alte und neue Vorstandsmitglieder. Hintere Reihe, von links: Heinrich Zengaffinen, MartinKalbermatter, Valentin Pfammatter, Geschäftsführer Christophe Müller. Vorne, von links: PiaSchwery, Georges Locher, Martina Eyer und Damian Loretan.FOTOS WB

 


«Jeder sollselbstbestimmtund uneinge-schränkt am gesellschaftlichenLeben teilneh-men können»Staatsrätin Esther Waeber- Kalbermatten


«Ein Blick in dieGeschichte vonProcap zeigt: DieOrganisation hatriesige Erfolgevorzuweisen»Ständerat Beat Riede

Drei Wechsel im VorstandPräsident Valentin Pfammatter sowie Heinrich Zengaffinen und Karl Stucky sind als Vorstandsmitglie-der zurückgetreten. Pfammatter und Zengaffinenengagierten sich während neun Jahren, Stucky warsieben Jahre im Vorstand aktiv. Die drei wurden ander GV gebührend verabschiedet.

Für die Periode 2019 bis 2022 wurden Martin Kalbermatter aus Niedergesteln, Martina Eyer (Naters)und Damian Loretan (Termen) neu in den Vorstand gewählt. Kalbermatter ist Grossrat und Direktor desHaus der Generationen in Steg. Er übernimmt das Präsidium. Eyer ist wissenschaftliche Mitarbeiterinim Departement für Gesundheit, Soziales und Kultur,Loretan Zeichner EFZ Architektur. Vervollständigtwird der Vorstand von den bisherigen Mitgliedern Georges Locher (Vizepräsident) und Pia Schwery