Hindernisfreier Winter

(suedostschweizimmo.ch)

Eine frisch verschneite Landschaft ist eigentlich wunderschön anzusehen. Wir alle kennen diese speziellenMomente, wenn die Welt scheinbar von einem Zuckerguss überzogen wurde. Was jedoch vorerst so schön aussieht,ist für viele Mitmenschen im täglichen Leben ein veritables Problem. Menschen mit Behinderungen können dem Winter meist nur wenig Positives abgewinnen, da er oft mit Einschränkungen und Gefahren verbunden ist.

von Urs Mugwyler

Für Rollstuhlfahrende ist der Winter die schwierigste Jahreszeit. Vor allem in schneereichen Wintern ist das Verlassen des Hauses sowie das Vorankommen auf der Strasse, wenn überhaupt, nur sehr mühsam möglich.

Schneeräumung ist unerlässlich

Schlecht oder zu spät geräumte Strassen, Gehwege und Hauseingänge sind ja bereits für nichtbehinderte Menschen oft nur mühsam zu über winden. Vereiste und von gefrorenem Schnee bedeckte Gehwege und Strassen bergen ein nicht zu unterschätzendes Unfallrisiko mit teilweise gravierenden Folgen.

Umso mehr wird der Rollstuhlfahrer in seiner Mobilität eingeschränkt und dies bereits bei ganz einfachen Tätigkeiten, wie das Fahren auf dem Trottoir. Das Überqueren von Strassen im Winter ist dabei noch viel anspruchsvoller und kann zu einer schier unmöglichen Aufgabe werden. Schneeberge zwischen Trottoir und Fussgängerstreifen resp. Strassen, die bei der Schneeräumung der Strassen entstehen, nicht geräumte Ausfahrtenund nicht erkennbare abgesenkte Bordsteine stellen für gehbehinderte Personen kaum über windbare Hindernisse dar. Der Weg zum Auto oder Bus wird somit bereits zur einer Herausforderung. Rampen und steile Strassen mit Schnee und Eis verwandeln sich in Rutschbahnen, wenn sie nicht konsequent geräumt werden.

Behindertenparkplätze sind wichtig und notwendig, nützen im Winter aber nur wenig, wenn man diese nur an der unberührten Schneedecke erkennt. Werden sie nicht geräumt, können sie nur schwer benutzt werden, denn der Rollstuhl rutscht beim Ein- und Aussteigen einfach weg. Kaum besser ist es an Bushaltestellen, wenn das Ein- und Aussteigen wegen der Schneeberge kaum möglich wird.

Hinzu kommen ältere Menschen und Mütter mit Kinderwagen, für die die Schneeberge schier unbezwingbar sind. Auch trifft es sehbehinderte Menschen, wenn notwendige Markierungen und Leitlinien am Boden wegen desSchnees über längere Zeit nicht mehr erkenn- und ertastbar sind. Eine sichere Orientierung, auch in einer gewohnten Umgebung wird in solchen Situationen sehr schwierig bis unmöglich. Bei viel Neuschnee kommt es vor,dass viele Behinderte und Senioren zu Hause bleiben müssen. Ein «Stubenarrest» droht.

Man wird behindert

Die Verantwortung liegt einerseits bei den Hausbesitzern, aber insbesondere auch bei den Gemeinden, die ein Bewusstsein für Menschen mit Behinderungen in dieser speziellen Situation entwickeln und schnell für geräumte Gehwege und Zugänge sorgen müssen. Nicht der Schnee ist das Problem, sondern dass man ihn nicht wegräumt,denn man ist nicht behindert, man wird behindert.

Über den Autor: Urs Mugwyler ist Fachberater Hindernisfreies Bauen bei der Pro Infirmis in Chur. www.bauberatungsstelle.ch

Die Verantwortung liegt einerseits bei den Hausbesitzern, aber insbesondere auch bei den Gemeinden, die ein Bewusstsein für Menschen mit Behinderungen in dieser speziellen Situation entwickeln und schnell für geräumte Gehwege und Zugänge sorgen müssen.