In Zürich hapert es mit Busstationen für Behinderte

(Tages-Anzeiger)

Gleichstellung

Knapp vier Jahre bleiben noch, bis der öffentliche Verkehr grundsätzlich hindernisfrei sein muss. Bis 2023 muss das Behindertengesetz umgesetzt sein. Doch der Kanton Zürich ist bei weitem nicht so weit.Letztes Jahr erfüllten 44 Prozent oder knapp 1000 der 2247 Bushaltestellen die Anforderungen.Und es wird wohl nicht reichen.

Wie aus der Antwort des Regierungsrats auf eine SVP-Anfrage hervorgeht, werden derzeit jährlich 30 bis 50 Haltestellen behindertengerecht ausgebaut oder neu erstellt. Der Kanton, der die 856 Haltestellen an Staatsstrassen verantwortet, sowie die Gemeinden müssen also noch einen Zacken zulegen.

Gemäss Behindertengleichstellungsgesetz sind aber Ausnahmen erlaubt. Wo ein Ausbau«nicht verhältnismässig» ist,braucht es dennoch ein Angebot wie einen Behindertenfahrdienst. Gemäss Regierung wurde sichergestellt, dass alle Bushaltestellen in der Nähe von Institutionen, die für Behinderte wichtig sind, ausgebaut sind. Es gibt eine Prioritätenliste, und für alle Haltestellen mit mittlerer und hoher Priorität besteht zumindest ein Bauprojekt.

Bei Neubauten von Bushaltestellen kostet eine Haltekantezwischen 100 000 und 175 000Franken. Muss eine Haltekante bloss erhöht werden, ist es wesentlich günstiger. Die Kosten betragen zwischen 5000 und 8000 Franken.

Auf eine SVP-Zusatzfrage mit leicht kritischem Unterton antwortet die Volkswirtschaftsdirektion von Carmen Walker Späh(FDP), dass nicht nur behinderte Menschen vom barrierefreien Zugang zu Bussen profitierten,sondern alle Fahrgäste, insbesondere ältere Personen und jene mit Kinderwagen und Gepäck.Ein weiterer Vorteil sei, dass die Passagiere schneller ein- und aussteigen könnten, womit sichdie Haltezeit verringere und so auch die wartenden Autos hinter den Bussen profitierten. (pu)