„Integrationsklassen sind nicht per se Herausfordernder „

(Stadi / Winterthurer Stadtanzeiger)

An der Tagesschule Mattenbach in Winterthur werden Kinder mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam unterrichtet. Für die Lehrer gebe das mehr zu tun. Schüler würden aber in den meisten Fällen profitieren.

Kinder mit und ohne Behinderung haben ein Recht auf Schulbildung. Ob man sie aber in gleichen Klassen unterrichten soll, darüber sind sich Lehrpersonen, Eltern, Politiker und Behörden nicht immer einig. Sind solche Integrationsklassen sinnvoll? Wem wird damit ein.

Gefallen getan? Und wo stossen Lehrpersonen an ihre Grenzen?

An einer Veranstaltung von Pro Infirmis Zürich gehen Lehrer, Psychologen und Fachpersonen diesen Fragen am Mittwoch, 7. März, um 19.30 Uhr im Technopark Winterthur auf den Grund. Mit dabei ist auch Thomas Peter, Schulleiter der Tagesschule Mattenbach Winterthur. «Der Grund gedanke dieser integrativen Förde-rung ist gut», sagt er, «aber man muss trotzdem den Einzelfall prüfen und entscheiden, was für das Kind am besten ist.»

MEHR AUFWAND BEI DER VORBEREITUNG In Winterthur sind Integrations-klassen keine Seltenheit. An der Tagesschule Mattenbach bei- spielsweise gibt es mehrere davon. Unter anderem die 1. Klasse von Celestina Heierli, in der auch drei Kinder mit Lernbeeinträchtigungen unterrichtet werden. Für die Pädagogin, die seit dreieinhalb Jahren als Lehrerin arbeitet, bedeutet das mehr Aufwand bei der Vorbereitung. «Ich muss den Lernstoff im Vorfeld genau mit der Heilpädagogin absprechen. Das bedeutet einen Mehraufwand in der Vorbereitung im Vergleich zu Regelklassen», sagt sie. Die Heil-pädagogin der Klasse von Frau Heierli ist jeweils an drei Tagen pro Woche anwesend. Die Zusammenarbeit sei auf vielen Ebenen bereichernd – etwa, weil die zusätzliche Hilfskraft bezüglich der Unterrichtsgestaltung nputs einbringen und sich gezielt den schwächeren Kindern widmen könne. «Wenn wir zu zweit sind, profitieren aber auch leistungs-stärkere Schüler. Es bleibt mehr Zeit für die individuelle Förderung», so Celestina Heierli.

IM INTERESSE DES KINDES HANDELN
Für die Lehrerin ist ihre derzeitige Integrationsklasse unproblematisch. Schwieriger wäre es, wenn Schüler mit Verhaltensauffällig-keiten oder schwereren Behinderungen vertreten wären. «In solchen Fällen muss individuell abgewogen werden, ob die Integration in eine Regelklasse sinnvoll ist», sagt Celestina Heierli. «Für einige Kinder eignen sich kleine Sonder- schulklassen besser, da sie von einer engeren Begleitung profitieren können. Ebenso fühlen sich andere Kinder eher durch ein auffälliges Verhalten gestört, als durch eine Leistungsschwäche.» Grundsätzlich ist die Lehrerin der Ansicht: «Integrationsklassen sind nicht per se herausfordernder oder problematischer als Regelklassen.» Das hänge immer stark von den einzelnen Kindern ab. «In meiner Klasse beeinflussen die integrierten Kinder die anderen nicht negativ in deren Lernverhalten. Eherbereichern sie die ohnehin vorhandene Vielfalt in der Klasse.» Generell findet sie, dass in der ersten Primarstufe Integrationsklassen noch besser möglich seien. «In diesem Alter unterscheidet sich der Wissensstand der einzelnen Schüler noch nicht so sehr.»

TINA SCHÖN


Lehrerin CeLestina Helerh und Schulleiter Thomas Peter befürworten die Idee der Integrationskassen.
Wenn auch nicht in jedem FaLL. Foto: Tina Schön