Kanton will kulturelle Teilhabe fördern

(1815.ch)

Zum dritten Mal haben die Stiftung Emera und die Hochschule für Soziale Arbeit (HES-SO Wallis) verschiedene Fachleute eingeladen, um sich mit einem Thema der UNO-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen zu befassen.


Haben Menschen mit Behinderungen im Wallis Zugang zur Kultur? Diese Frage wurde am Donnerstag im Rahmen des Forums EMERA-HES-SO in Siders erörtert. Foto: David Zeder

 

Am Donnerstag sprachen in Siders gemäss Mitteilung zahlreiche Forscher und Experten über Kultur. Artikel 30 der UNO-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen verpflichte die Unterzeichnerländer, Massnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass Menschen mit Behinderungen Zugang zu kulturellen Veranstaltungen und Orten haben und ihr künstlerisches Potenzial entfalten können.

Fachleute aus institutionellen und kulturellen Kreisen sowie die betroffenen Personen seien sich einig, dass es im Wallis in diesem Bereich noch einiger Verbesserungen bedarf: «Menschen mit Behinderungen nehmen wenig am kulturellen Leben des Wallis teil. Nicht barrierefrei ausgestattete kulturelle Orte sind für die betroffenen Personen auch heute noch eine echte Herausforderung. Die Kosten des Kulturangebots, die Verkehrsmittel, architektonische Barrieren, das Fehlen geeigneter technischer Mittel und das Gewicht sozialer Erwägungen gehören zu den wesentlichen Hindernissen. Was die einzelnen künstlerischen Projekte betrifft, so werden sie hauptsächlich von spezialisierten Institutionen durchgeführt.»

Wegweisende Projekte

Im Mittelpunkt des Forums standen mehrere bestehende Angebote, «welche einen besseren Zugang zur Kultur zum Ziel haben». Genannt werden in der Pressemeldung das Konzept „La Chaise Rouge“, ein vom Roten Kreuz und Pro Infirmis im Kanton Waadt initiierter individueller Freiwilligendienst, oder das Label „Kultur inklusiv“ von Pro Infirmis, das an kulturelle Institutionen zur Förderung der Inklusion vergeben wird. Die Umsetzung dieser beiden Ansätze werde aktuell auch im Wallis diskutiert.

Im Wallis seien wegweisende Projekte wie das „Toucher voir“ (Berühren Sehen) des Kunstmuseums nennenswert, das eine Interpretation von Gemälden in Form von Modellen anbietet, die von Menschen mit Sehbehinderungen berührt werden können. Ein weiteres Beispiel aus dem Wallis: Im Museum auf dem Grossen Sankt Bernhard gibt es Videoterminals, die es Gehörlosen ermöglichen, Erklärungen in Gebärdensprache zu erhalten.

Verbesserungsvorschläge an den Kanton

«Auch wenn Lösungen aus der Praxis hervorgehen, haben sie immer noch Schwierigkeiten, sich auf politischer Ebene durchzusetzen», heisst es weiter. So hätte die neue Kulturstrategie 2018 des Kantons nicht ausdrücklich auf die Rechte von Menschen mit Behinderungen Bezug genommen. Der Chef der Dienststelle für Kultur, Jacques Cordonier, habe in seinem Referat jedoch darauf hingewiesen, dass diese Fragen berücksichtigt werden, um architektonische Lösungen und Unterstützungsstrukturen zur Förderung der kulturellen Teilhabe zu finden.

Die Verantwortlichen des Dachverbands Forum Handicap Valais-Wallis wünschten sich eine spezifische kantonale Strategie für die Zugänglichkeit jeder Behinderung und schlugen dem Kanton konkrete Massnahmen vor: Belohnung der kulturellen Institutionen, die sich verpflichten, ihre Infrastrukturen anzupassen, Ausbau von Unterstützungsdiensten, Senkung der Tarife für IV-Begünstigte, Gleichbehandlung bei der Unterstützung von Kunstschaffen.

Künstlerische Einlagen

«Das Forum ermöglichte es auch mehreren Künstlern mit Behinderungen, ihr Talent auszudrücken»: Der Interpret und Songwriter Stéphane Wenger, die Musikgruppe Castafiore und der Tänzer Gaëtan Daves führten ihre künstlerischen Einlagen zwischen den Präsentationen auf. Die Besucher hätten zudem eine Bilderausstellung entdecken können, die im Rahmen des Ateliers für künstlerische Gestaltung der FOVAHM entstanden ist.

pd/tma