Kleine Hindernisse mit grossen Auswirkungen abbauen

(Schweizer Gemeinde)

Reise, Unterkunft und Freizeitaktivitäten sollen zuverlässig barrierefrei möglichsein. Dieses Ziel wollen die Bündner Destination Klosters, die Regional-entwicklung der Region Prättigau/Davos und Pro lnfirmis gemeinsam erreichen.


Auf der Madrisa fährt die erste Sesselbahn für Monoskifahrer, und es stehen für deren Bedürfnisse speziell ausgebildete Skilehrer bereit. In den nächsten Jahren soll die ganze Region Davos – Klosters möglichst umfassend barrierefrei gestaltet werden.Geplant sind unter anderem Zughilfen für Rollstühle, Tennisrollstühle sowie die Schaffung eines Sledge-Hockey-Angebots, ein Novum in der Schweiz.Bild: zVg

 

Projektpartner sind Pro Infirmis, die Destination Davos Klosters und die Regionalentwicklung der Region Prättigau/Davos. Ziel ist es, dass alle in der Mobilität eingeschränkten Personen in der Destination ein durchgehendes Angebot vorfinden, das auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Gemeint ist damit, dass die Reise, die Unterkunft und die Freizeitaktivitäten zuverlässig barrierefrei möglich sind. Steht man jetzt noch ganz am Anfang, so soll es schlussendlich möglich sein, vom heimischen Computer aus ganze Angebote buchen zu können.

Markt mit Wachstumspotenzial

Ganz so weit ist man allerdings noch nicht. In einem ersten Schritt ist man dabei, zuerst einmal das bereits vorhandene Basisangebot abzuklären. Das beinhaltet die Zugänglichkeit zum öffentlichen Verkehr wie auch das angebotsnahe Parkieren. Dann geht es um Unterkünfte, Restaurants,öffentliche WCs und andere Anlagen. Wichtig ist dies, weil der Barrierefreiheit im öffentlichen Leben immer mehr Bedeutung zukommt. Auf der einen Seite sind es immer mehr gesetzliche Vorschriften, die einen barrierefreien Zugang verlangen.Schwellen, Stufen und Treppen. Nadelöhre, die nur im Seitwärtsgang passierbar sind. Wege, die abrupt vor grossen Steinen enden. Zimmereinrichtungen,die nur im Stehen zu bedienen undTransportmittel, die nur mit einem grossen Schritt zu erklimmen sind. Das alles sind Barrieren, die Menschen, die auf Räder angewiesen sind, im Alltag einschränken. Gemeint sind damit ältere Personen oder Eltern mit Kinderwagen,aber auch Rollstuhlfahrer. Die IG Davos Klosters Access Unlimited hat sich vorgenommen, ihnen allen in Zukunft ein attraktives Angebot unterbreiten zu kön-Auf der anderen Seite wächst wegen des demografischen Wandels die Zahl älterer Mitmenschen. So tendieren ältere und behinderte Reisende dazu, länger zu reisen und eine grosse Bindung zum Reiseziel aufzubauen.Vorausgesetzt, sie finden dort eine ihren Bedürfnissen entsprechende, funktionierende Infrastruktur. Ausserdem reisen sie oft in Begleitung, was für Feriendestinationen zusätzliche Wertschöpfung bedeutet.Wenn Barrieren weggeräumt werden,kommt dies nicht nur den neuen Gästen zugute, sondern es profitieren auch die treuen Stammgäste und Zweitwohnungsbesitzer, die sich allmählich mit den Herausforderungen des Alterns konfrontiert sehen.

Standardisierte Beurteilung der Angebote durch Pro Infirmis

Voraussetzung für eine Bewertung als barrierefrei ist eine standardisierte von Pro Infirmis vorgegebene Beurteilung.Unter den lokalen Beherbergern hat sich bereits eine erfreulich hohe Zahl für diese standardisierte Erfassung ihrer Angebote angemeldet. In einem nächsten Schritt werden sie im kommenden Winter von Testern besucht, die von Pro In-firmis ausgebildet wurden. Diese, Rollstuhlfahrer wie auch Menschen ohne Einschränkungen, bewerten aufgrund genauer Vorgaben die von den Anbietern gemachten Angaben und übermitteln ihre Resultate an Pro Infirmis. Bis im kommenden Frühjahr sollen die Ergebnisse dort zusammengezogen und für die weitere Verwendung auf der Homepage der Destination aufbereitet werden. Denn das grundlegende Problem ist, dass viele attraktive Angebote zwar bereits vorhanden, aber noch zu wenig bekannt sind. So ist zum Beispiel die Madrisa weitgehend barrierefrei. Dort fährt die erste Sesselbahn für Monoskifahrer, und es stehen für deren Bedürfnisse speziell ausgebildete Skilehrer bereit. Diese und weitere Angebote zu finden und sichtbar zu machen, ist einerstes Ziel der IG. Bis im Herbst 2020, so die Projektplanung, will man bereit sein,potenziellen Gästen die Möglichkeiten in übersichtlicher und buchbarer Form anzuzeigen. Die Kosten hierfür belaufen sich auf gut 100000 Franken und sind dank Beiträgen der öffentlichen Hand sowie zahlreichen Sponsoren auf gutem Weg, gedeckt werden zu können.

Angepasste Freizeitangebote

In einem zweiten Schritt sollen auch die Freizeitangebote ausgebaut werden.Dazu gehören die Anschaffung von sogenannten Zughilfen für Rollstühle sowie die Schaffung eines Sledge-Hockey-Angebots,ein Novum in der Schweiz. Von Sponsoren schon zugesichert ist die Finanzierung von zwei sogenannten Tennisrollstühlen sowie einer Monoski-Ausrüstung. Denn heute werden Ausrüstungsgegenstände eher vor Ort gemietet als umständlich transportiert. Stimmt das restliche Angebot, steht dem sportlichen Plausch dann nichts mehr im Weg.


Stefan Steiner Leiter RegionalentwicklungQuelle: «Davoser Zeitung» vom 15. Oktober 2019

 

Weitere Informationen und Kontakt:Tel. 081 414 32 38,stefan.steiner@ praettigaudavos.ch