Motion vom 5.12.2019 Assistenzhunde auch für kranke Kinder und Jugendliche

(Ars Medici)

Der Bundesrat wird beauftragt, dem Parlament einen Entwurf zu unterbreiten, der die Grundlage schafft, dass die Invalidenversicherung auch für kranke Kinder und Jugendliche Assistenzhunde wie beispielsweise Epilepsie-Begleithunde bezahlt.Heute werden Beiträge nur an Erwachsene ausgerichtet.


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Begründung

Assistenzhunde erhöhen die Selbstständigkeit von behinderten Personen,die eigenständig wohnen. Der Anspruch auf einen Assistenzhund ist heute aber beschränkt auf körperbehinderte Erwachsene, die eine Entschädigung für eine Hilflosigkeit mittleren oder schweren Grades beziehen und zu Hause wohnen. Assistenzhunde werden durch die Invalidenversicherung (IV) teilfinanziert. Der Pauschalbeitrag von 15’500 Franken entspricht rund 50 Prozent der Kosten eines Assistenzhundes während 8 Jahren.

Für Minderjährige besteht kein Anspruch. Es gibtaber immer wieder Fälle, in denen ein Assistenzhund auch bei Kindern und Jugendlichen aus medizinischer Sicht angezeigt wäre, beispielsweise bei Minderjährigen mit Epilepsie.

Ein Epilepsie-Begleithund, kurz EpiDog genannt,kann mit seiner Wahrnehmung kommende Anfälle voraussehen. Veränderungen im Körper
können solche Hunde unter anderem mit ihrem Geruchsinn und ihrer ausgezeichneten Beobachtungsgabe deutlich früher erkennen – und vor ihnen warnen.

Bei den IV-Stellen sind schon diverse Gesuche für einen EpiDog bei Minderjährigen eingereicht worden. Diese Gesuche müssen aufgrund der geltenden Vorgaben abgelehnt werden. Diese Situationist störend. Die IV sollte einen Assistenzhund auch bei Kindern und Jugendlichen bezahlen können,wenn dies medizinisch Sinn macht.

Der Bundesrat beantragt am 12. Februar 2020 die Annahme der Motion.


Kommentar

Was kann ein Assistenzhund für Epileptiker tun?

Ein Epilepsiewarnhund bemerkt einen drohenden Anfall einige Minuten vor seinem Auftreten und warnt davor beziehungsweise zeigt ihn mit Anstupsen, Lecken an Hand und Mund oder Pfoteauflegen an. Der Epileptikerhat so die Möglichkeit, sich frühzeitig in eine verletzungssichere Position zu bringen.

Eine solche Warnfähigkeit besitzen nur wenige Hunde, und diesen ist sie angeboren, sie ist nicht erlernbar. Ein Hund mit dieser Fähigkeit wird dann beispielsweise darauf trainiert, vor drohenden Anfällen zu verhindern, dass der Epileptiker noch Treppen steigt. Weitere Trainingsziele sind, bei einem Anfall in der Öffentlichkeit in der Nähe des Epileptikers zu bleiben, ein Handy zu bringen, um noch eine Alarmierung auslösen zu können, oder selbst ein Notruftelefon zu betätigen.

Gemäss Untersuchungen sinkt kurz vor fokalen Anfällen die Sauerstoffsättigung (1). Die durch die sinkende Sauerstoffsättigung für den Menschen unmerkliche Veränderung der Atemgeschwindigkeit nehmen die Hunde als Geräusch wahr. Sie zeigen, wie eine Studie des deutschen Assistenzhunde-Zentrums herausfand (2), deutliche Ohrbewegungen, bevor sie den Betroffenen warnen.vh


Referenzen:

– 1.Seyal. M: Frontal hemodynamic changes precede EEG onset of temporal lobe seizures. Clin Neurophysiol 2014; 125: 444-448.
– 2.Deutsches Asssistenzhunde-Zentrum T.A.R.S.Q: http://www.assistenzhunde-zentrum.ch/index.php/assistenzhunde/epilepsiewarnhund/. Letzter Abruf:18.3.20