Projekt «S’passt Zäme» der IV-Stelle Schwyz

(Schwyzer Gewerbe)

Kinder mit Beeinträchtigungen werden heute nicht mehr automatisch in die Sonderschule eingestuft. Viele können ihre schulischen Kompetenzen in integrativen Regelklassen erweitern. Wie sieht es aber nach der obligatorischen Schulzeit mit der Berufsbildung aus?


Thomas Holzgang, Bereichsleitung Berufliche Integration

 

Integrative Berufsausbildung ist imVergleichzurSchulbildung noch keine Selbstverständlichkeit, sondern befindet sich in den Kinderschuhen.Der erste Arbeitsmarkt steht nur sehr wenigen Jugendlichen mit Lern- und Leistungsbeeinträchtigungen offen.Um Jugendlichen nach dem Abschluss der Sonderschule die Tür zueiner auf ihre Bedürfnisse angepasste Grundbildung zu öffnen, wurde ein spezielles Ausbildungsmodell geschaffen: die praktische Ausbildung(PrA). Die PrA ist ein bewusst niederschwellig gehaltenes Bildungsangebot. Es wurde vom Branchenverbandder Institutionen für Menschen mit Behinderung (INSOS) initiiert.Die PrA ist als Weiterentwicklung der IV-Anlehre zu verstehen. Sie berücksichtigt die individuellen Kompetenzen und Ressourcen der Lernenden. Die Ausbildung ist vorwiegend auf praktische Tätigkeiten ausgerichtet und wird mit einem Schultag, der in einer INSOS-Institution durchgeführt wird, komplementiert. Am Ende dieser zweijährigen Ausbildung erfolgt ein vereinfachtes und stufengerechtes Qualifikationsverfahren.Bisher wurde die PrA oft nur in geschützten Werkstätten angeboten.Hier setzt das Projekt «S’passt Zäme»der IV-Stelle Schwyz an.

Ausbildungen im 1. Arbeitsmarkt

Bereits konnte das Projekt «S’passtZäme» an verschiedenen Veranstaltungen wie auch vereinzelt in den Medien präsentiert werden. Ziel des Projektes ist es, dass gesundheitlich beeinträchtigte Jugendliche ihre PrA bereits im ersten Arbeitsmarkt absolvieren. So erfolgt der schwierige Schritt vom geschützten Rahmen indie Praxis nicht erst nach der Ausbildung, sondern bereits beim Start ins Berufsleben. Dies soll es den Jugendlichen erleichtern, auch wirklich im ersten Arbeitsmarkt Fuss zu fassen.Während der PrA werden die Jugendlichen eng von Fachpersonen der IV-Stelle Schwyz und weiteren involvierten Partnern begleitet. Die Zusammenarbeit während der Oberstufenschuljahre mit Lehrpersonen, Heilpädagogen, dem Schulpsychologischen Dienst und der Stiftung BSZ ist für den erfolgreichen Start einer PrA im ersten Arbeitsmarkt sehr wichtig. Es hat sich zudem gezeigt,dass während des letzten Schuljahres einzelne Berufsvorbereitungstagebeim zukünftigen Ausbildungsbetrieb sehr wertvoll sind. So können für einen behutsamen Übergang vonder Schule in den Arbeitsprozess noch fehlende Kompetenzen erkanntund (weiter-)entwickelt werden.

Der IV-Stelle Schwyz ist es gelungen,für sechs von acht Schulabgänger der Sonderschule im Sommer 2017 eine Anschlusslösung in Form einer Ausbildung PrA im 1. Arbeitsmarkt zu realisieren. Auch im 2018 konnten weitere Jugendliche ihre Ausbildung im 1. Arbeitsmarkt starten. Für das Jahr 2019 haben sich bereits wieder Arbeitgeber zum Projekt«S’passtZäme» bekannt und Ausbildungsverträge unterzeichnet.

In Zusammenarbeit mit den Jugendlichen, den Familien und den Partnern der IV-Stelle können Ausbildungen PrA im 1. Arbeitsmarkt realisiert werden. Nicht nur die erfolgreiche Zu-sammenarbeit aller Partner ist entscheidend, auch die Offenheit der Jugendlichen ist unverzichtbar. Und nebst den Jugendlichen der wichtigste Akteur: Der Arbeitgeber. Denn Erfolg hat nur, wer eine Chance dazu bekommt. Die PrA im 1. Arbeitsmarkt bedeutet sowohl für die Jugendlichen als auch für die Arbeitgeber eine enorme Chance. Der Berufsbildungsplan kann mit den Ressourcen des Jugendlichen abgestimmt werden. So gelangen nach der zweijährigen Ausbildung gute und motivierte Praktikerauf den Arbeitsmarkt.


«Die praktische Ausbildung PrAim 1. Arbeitsmarkt bedeutet sowohlfür die Jugendlichen als auch für dieArbeitgeber eine enorme Chance.»

 

PrA in Kürze
– Niederschwellige berufliche Erstausbildung
– Dauert 2 Jahre Individueller «Bildungsplan» – Stärken des Jugendlichen werden gefördert – Richtet sich an Jugendliche mit Lern- und Leistungseinschränkungen
– Sollte vermehrt im 1. Arbeitsmarkt realisiert werden
– Beinhaltet eine individuelle Berufsfachschule (1 Tag pro Woche)
– Wird durch die IV-Stelle und weitere Partner fachlich und finanziellunterstützt

Folgende Arbeitgeber ermöglichen in ihren Betrieben bereits Praktische Ausbildungen nach dem Konzept «S’passt Zäme». Sie ermöglichen Jugendlichen mit Lern- und Leistungsbeeinträchtigung eine Chance zur sozialen- und beruflichen Integration. Ihnen gebührt ein grosser und herzlicher Dank.
Gemeinde Illgau, Pflegezentren der Gemeinde Freienbach, Kronenmetzg Rothenthurm, Vamuki Chinderhuus Wädenswil, GemeindeLachen, Hauser Gärten AG Freienbach

Möchten Sie als Arbeitgeber einem jungen Menschen mitBeeinträchtigungen eine Chance geben?

Thomas Holzgang, Bereichsleiter berufliche Integration derIV-Stelle Schwyz, gibt Ihnen gerne Auskunft.thomas.holzgang@aksz.ch, 041 819 05 38