Soziale Kontakte sind sehr wichtig

(Sarganserländer)

Pro Senectute Kanton St.Gallen sowie Pro Infirmis und Procap St.Gallen-Appenzell setzen sich öffentlich dafür ein,dass sie ihre Freizeitangebote für ältere und behinderte Menschen trotz Corona weiter durchführen können.


Nicht nur Bildung: Bei den Kursen von Pro Senectute, Pro Infirmis und Procap geht es stark um den sozialen Kontakt.Pressebild

 

von Michael Walther

Covid-19 wird uns noch lange beschäftigen – nicht Monate, sondern Jahre», sagt Thomas Diener, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Pro Senectute Kanton St.Gallen.«Deshalb ist es wichtig, dass soziale Kontakte für die ältere Bevölkerung weiterhin möglich bleiben. Sonst werden mit der Zeit die Schäden vor allem im psychischen Bereich einfach zu gross.»

«Die ältere Bevölkerung hat sowieso weniger Kontakte als jüngere Menschen im Arbeitsleben», so Diener.Unter eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten litten die älteren Menschen nun schon lange. Und es könne auch noch lange dauern. Was Diener meint,sind die weit über tausend Kurse und Freizeitangebote im Jahr von Pro Senectute Kanton St.Gallen, die rund 20 000 Personen besuchen. Sie haben das Ziel, dass ältere Menschen weiter am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. «Bei einem Sprachkurs von uns geht es weniger um den Inhalt- dies schon auch -, als um die soziale Teilhabe.» Deshalb müssten die Kursund Freizeitangebote weiterhin möglich sein. «Wir sind keine Bildungsinstitution», so Diener.

Pro Infirmis und Procap auf der gleichen Linie

Dass Kurse und Freizeitangebote nach wie vor durchgeführt werden können,dafür will sich Diener nun öffentlich einsetzen. Und er ist nicht allein: Die beiden grossen kantonalen Behindertenorganisationen – Pro Infirmis und Procap St.Gallen-Appenzell – sind auf der gleichen Linie. Pro Infirmis bietet mit dem Bildungsklub ebenfalls zahlreiche Kurse und Freizeitangebote für Personen mit Handicap im ganzen Kanton an. Mit dem gleichen Ziel wie Pro Senectute: «Wir setzen uns für die soziale Teilhabe der Bevölkerungsgruppe ein, die wir vertreten», sagt Pro-Infirmis-Geschäftsleiterin Therese Wengen Und auch Procap St.Gallen-Appenzell führt in allen Regionen des Sektionsgebiets Freizeitveranstaltungen und Höcks für die Mitglieder durch.

Sie finden wie Pro Senectute: Diese Angebote müssen weiterhin möglich bleiben. «Menschen mit Handicap haben viel gemeinsam mit der älteren Bevölkerung», sagt Procap-Geschäftsleiter Hansueli Salzmann. «Ihre Möglichkeiten, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, sind reduziert.» Gleich wie bei den älteren Menschen sei auch,dass viele, wenngleich nicht alle Personen mit Handicap, nicht die finanziellen Mittel besässen, ein Alternativangebot zu bezahlen: «Sie sind auf unsere günstigen Angebote angewiesen.»

Für die drei Organisationen ist deshalb klar: Ihre Freizeit- und Kursangebote müssen in der anspruchsvollen Zeit weiterlaufen können. Alle bieten noch andere Dienste an. Bei der Pro Senectute sind es unter anderem Hilfe im Haushalt, administrative Dienste, der Mahlzeitendienst und Information und Beratung. Auch Pro Infirmis und Procap haben je ein grosses Beratungsangebot. Diese Dienstleistungen werden sowieso weitergeführt. «Sie konnten auch während des Lockdowns aufrechterhalten werden», sagt etwa Thomas Diener


«Psychologen raten inzwischen dringend dazu, vulnerable Bevölkerungsgruppen vermehrt im Auge zu behalten.»
Thomas Diener
Pro Senectute St. Gallen


Mangel an Sozialkontakten führt zu Krankheit

Das Anliegen, auch die Freizeitangebote trotz Covid weiterlaufen zu lassen,wird für die drei Sozialorganisationen von der Wissenschaft untermauert.«Psychologen raten inzwischen dringend dazu, vulnerable Bevölkerungsgruppen vermehrt im Auge zu behalten. Dazu zählen insbesondere Menschen höheren Alters», sagt Diener.

Vom Sars-Ausbruch 2003 ist bekannt, dass die Suizidalität unter Seniorinnen und Senioren während der Epidemie zunahm. Soziale Kontakte gelten als Bollwerk gegen Schwermut und andere emotionale Störungen.Heute wird vermutet, dass sie auch vor Demenz schützen.

Therese Wenger: «Somit ist es unverzichtbar, dass Aussenkontakte unserer Kundinnen und Kunden möglich bleiben. Die gesundheitlichen Folgen für Menschen mit Behinderung und die ältere Bevölkerung wären sonst schlicht zu gross.»

Schutzmassnahmen und Schutz des Gesundheitswesens

Für die drei Organisationen ist es selbstverständlich, dass sie bei der Durchführung ihrer Freizeitangebote alle Schutzmassnahmen einhalten. «Wir haben seit dem Sommer bei allen Dienstleistungen Schutzkonzepte eingeführt und eingeübt», sagt etwa Thomas Diener. Kurse in Innenräumen finden bei allen Organisationen mit Maske statt, ausgenommen davon sind Bewegungsangebote ingrossen Hallen. Weitere Freizeitangebote versuchen die Organisationen wenn immer möglich ins Freie zu verlegen.

«Wir sind uns unserer Verantwortung sehr bewusst. Mit den Schutzmassnahmen verfolgen wir selbstverständlich auch das Ziel, das Gesundheitswesen auf keinen Fall zu belasten», sagt Therese Wenger. Zusätzlichen Publikumsverkehr verursachten ihre Freizeitangebote nicht, betonen die Organisationen: «Wir wissen, dass unsere Kundinnen und Kunden den Kursbesuch meist mit weiteren Besorgungen verbinden», so Thomas Diener.

Unterstützung durch die Regierung

In ihrer Position sehen sich die drei Sozialorganisationen auch im Einklang mit der St.Galler Regierung, die ebenfalls den Kurs verfolgt, das öffentliche Leben nicht wieder ganz herunterzufahren. «Die Haltung insbesondere der Regierung freut uns», sagt Thomas Diener. Die Aktivitäten der berufstätigen Bevölkerung würden nicht hinterfragt.«Dasselbe muss für die Kontakte der älteren Bevölkerung und für die Personen gelten, die durch Behinderung in ihrer Mobilität ohnehin eingeschränkt sind.»