Tun, was Computer nicht können

(Walliser Bote)

Wirtschaft
Das Arbeitgeberfrühstück der IV-Stelle Wallis befasste sich mit der digitalen Arbeitswelt der Zukunft Tun, was Computer nicht können.

NATERS / Zum Dank für die Mithilfe bei der beruflichen Wiedereingliederung lud die IV-Stelle Wallis hiesige Arbeitgeber zu einem Frühstück ein. Serviert wurde nebst Kaffee und Gipfeli auch ein nach denklich stimmendes Referat zu Chancen und Gefahren des digitalen Wandels.

Zwischen 800 und 1000 Personen kann die W-Stelle Wallis jedes Jahr wieder in den ersten Arbeitsmarkt integrieren- Lehrstellenangebote, Praktikaplätze etc. nicht mitgerechnet. Um auf diese Zahl zu kommen, ist die kantonale IV-Stelle auf die Mithilfe der regionalen Arbeitgeber angewiesen, weshalb sie gestern zahlreiche Arbeitgeber zu einem abwechslungsreichen «Zmorge» ins Natischer World Nature Forum lud. «Ohne das Engagement der hiesigen Arbeitgeber könnten wir unseren Auftrag der beruflichen Wiedereingliederung nicht erfüllen», ist sich Martin Kalbermatten, Direktor der IV-Stelle Wallis, bewusst.

Piloten statt Passagiere des digitalen Wandels sein «Hauptgang» des Frühstücks war das Referat von Dr. Ludwig Hasler. In einer kurzweiligen Rede wagte der Physiker, Hochschuldozent und Publizist einen Blick in die digitale Arbeitswelt der Zukunft, wobei er auch gleich sein eigenes Rezept mitbrachte, wie die Menschen «Piloten, und nicht nur Passagiere des digitalen Wandels» bleiben könnten.

Zum Thema Digitalisierung, so der Gastredner, liessen sich zwei gegensätzliche Strömungen beobachten. Einerseits die Skeptiker, welche mit angezogener Handbremse in die Zukunft schreiten wollten, und andererseits deren Gegenstücke, denen es nicht schnell genug gehen könne. Beide Herangehensweisen seien jedoch falsch, befand Hasler. Relevant sei stattdessen die Frage, wie die Menschen den digitalen Wandel mitgestalten könnten.

In rationalen Aufgaben ist uns die KI überlegen

Dazu zeigte der Referent zwei gangbare Wege auf. Die erste Möglichkeit wird von Hasler als «Bequemlichkeitswelt» bezeichnet: eine Welt, in der die Maschinen erwachsen geworden und nicht mehr die «Kinder» der Menschen sind, sondern umgekehrt. In einigen Bereichen wie der Mobilität könne dieser Rollentausch durchaus Sinn machen, da beispielsweise selbst fahrende Autos die Sicherheit im Strassenverkehr erheblich verbessern könnten. Problematisch werde es indes dann, wenn der Mensch der Versuchung erliege, sich sein Leben grösstenteils von künstlicher Intelligenz (KI) diktieren zu lassen. Zwar sei es «unglaublich bequem, unmündig zu sein. Die Welt selbstständig zu gestalten, ist ein Kampf». Dennoch zeigte er sich überzeugt, dass der Mensch eine Aufgabe – etwas, worin er sich «verlieren» könne -benötige, um glücklich zu sein.

Hasler plädiert deshalb für den zweiten Weg: eine digitale Welt, die vom Menschen gesteuert wird. Klar gebe es Bereiche wie die rationale Intelligenz, in denen Maschinen bereits heute besser und zuverlässiger arbeiteten als der Mensch. Als Beispiele dienten dem Referenten etwa die Diagnostik bei Krebserkrankungen oder die mathematischen Herausforderungen beim Bau eines Gebäudes. In solchen Bereichen mache es durchaus Sinn, dass die Menschheit diese in Zukunft an die Maschinen auslagere.

Für Aufgaben jedoch, zu deren Erledigung auch emotionale und kreative Intelligenz vonnöten sei, brauche es weiterhin das menschliche Gehirn, «das wohl komplexeste Ding im gesamten Universum». Haslers Appellgerichtet vor allem an die Männer – warklar: wollen sich die Menschen von den Maschinen nicht den Schneid abkaufen lassen, müssten sie vermehrt auch emotionale und kreative Intelligenzleistungen erbringen können. Für Hasler offenbar Herausforderungen, die zu bewältigen er der künstlichen Intelligenz nicht zutraut. pac


Arbeitsteilung. Während rationale Aufgaben an die künstliche
Intelligenz ausgelagert werden sollen, müsse sich der Mensch
vermehrt mit emotionalen und kreativen Tätigkeiten beschäftigen,
befand Dr. Ludwig Hasler.FOTO WB

Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz
Im Rahmen des Arbeitgeberfrühstücks präsentierte Doris Pfaffen von der IV-Stelle Wallis das kürzlich geschaffene Angebot «I RADI S». Die Anlaufstelle unterstützt und berät Arbeitgeber zum Thema Gesundheit am Arbeitsplatz, wobei die Psychologin vor allem auf die psychische Gesundheit einging. In einer Arbeitswelt, die von hohem Druck und stetigem Wandel geprägt ist, steige die psychische Belastung. Ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen, lohne sich deshalb allein schon aus wirtschaftlichen Gründen. Hier könne «IRADIS» den Arbeitgebern Hand bieten, indem sie diese unter anderem für Stressfaktoren sensibilisiere und Strategien aufzeige, wie sich mit der Arbeitsverdichtung besser umgehen lasse.