Zugänglichkeit im Schweizer Tourismus auf einen Blick

(tactuel)


Für Menschen mit einer Sehbehinderung soll der Zugang zu Museen besser beschrieben werden.

 

Die Lust am Reisen steckt in jedem von uns. Für Menschen mit einer Behinderung verlangt der wohlverdiente Jahresurlaub oder ein erholsames Wochenende in den Bergen jedoch eine gute Vorbereitung. Das Projekt OK:GO des Fördervereins Barrierefreie Schweiz will Menschen mit einer Behinderung diese Vorbereitung erleichtern, in dem es Informationen zur Zugänglichkeit von touristischen Angeboten zur Verfügung stellt.

Von Carol Muggli, Geschäftsleiterin Barrierefreie Schweiz

Um einen möglichst unbekümmerten Urlaub zu erleben, müssen Menschen mit einer Behinderung bereits vor Beginn der Reise eine Reihe von Informationen über die Zugänglichkeit von Hotels, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Freizeitaktivitäten wie den Besuch von Museen oder die Erschliessung von Wanderwegen einholen. Viele touristische Leistungsanbieter in der Schweiz verfügen bereits über Infrastruktur, die sich für Menschen mit Beeinträchtigungen eignet. Häufig mangelt es aber an der öffentlichen Verfügbarkeit dieser Informationen. Dies möchte der Förderverein Barrierefreie Schweiz (FVBS) mit seinem Projekt OK:GO ändern.

Welche Ziele verfolgt OK:GO?

OK:GO möchte Informationen zur Zugänglichkeit von touristischen Angeboten für die gesamte Schweiz öffentlich zur Verfügung stellen. Die Informationen sollen aktuell, einheitlich und für alle Interessierten über die gängigen Kanäle einfach abrufbar sein. Dabei wird auf eine Einteilung in Kategorien wie «barrierefrei» oder «bedingt barrierefrei» verzichtet. Eine Einschränkung ist immer auch eine Frage der Perspektive, daher soll jede Person selbst dar-über entscheiden, ob ein touristisches Angebot für sie geeignet ist oder nicht. OK:GO schlägt im Vergleich zu bereits bestehenden Ansätzen eine neue Richtung ein und legt den Fokus auf die vielfältigen Bedürfnisse von Menschen. Informationen aus bereits bestehenden Ansätzen zur Barrierefreiheit im Schweizer Tourismus, wie beispielsweise aus den umfassenden Audits von Pro Infirmis, werden in die neue Systematik integriert. Für Schweizer Tourismusunter-nehmen bietet OK:GO zudem eine effiziente und kostengünstige Lösung, um Gäste mit spezifischen Bedürfnissen anzusprechen. Unterstützt wird OK:GO bereits von einer Reihe nam-haften Akteuren aus dem Schweizer Tourismus und Organisationen der privaten Behinder-tenhilfe, und erhält finanzielle Förderung von Innotour, dem Förderinstrument des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO.

Wie werden die relevante Informationen gesammelt?

OK:GO setzt auf die Eigenverantwortung der Betriebe. Diese können mit Hilfe einer einfachen Systematik die Informationen selber erfassen, verwalten und kommunizieren. Die technische Grundlage dazu bietet ginto, eine vom Verein Accessibility Guide betriebene Plattform. Aktuell beschränken sich die ginto Informationen zur Zugänglichkeit von Lokalitäten wie z.B. Restaurants, Hotels und Bergbahnen noch auf Menschen mit einer Gehbehinderung. In Zukunft sollen die Zugänglichkeitskriterien aber auch um relevante Informationen für Menschen mit einer Sehbehinderung erweitert werden, beispielsweise das Vorhandensein von kontrastreichen Markierungen an Glaswänden und -türen. Möchte ein Betrieb am Projekt teilnehmen, erfasst er die notwendigen Informationen über die App. Anschließend fügt der Betrieb das Projektlogo von OK:GO auf die eigene Homepage ein und hinterlegt dieses mit einer Verlinkung zum vorher erstellten Eintrag in der ginto App. Das OK:GO Logo auf der Unternehmenswebseite signalisiert den Gästen die Bereitschaft zur Teilnahme am Projekt und das Vorhandensein der relevanten Informationen. Fertig!

Wer kann Partner von OK:GO werden?

Jedes Unternehmen im Schweizer Tourismus kann Projektpartner und – unterstützer von OK:GO werden. Das Projekt richtet sich explizit auch an Unternehmen, die nach klassischem Verständnis nicht als „barrierefrei“ gelten. Denn jedes Angebot hat für Personen mit einer Behinderung etwas zu bieten.

Was wurde bisher erreicht?

Seit der Lancierung des Projekts Ende 2019 konnten bereits erste Meilensteine erzielt wer-den. So wurden sprachliche Barrieren abgebaut, indem die Systematik für die Erfassung der Informationen sowie die Daten selbst neben Deutsch auch auf Französisch, Italienisch und Englisch übersetzt wurden. Zudem sind die Informationen nun auch über eine Webseite ab-rufbar. Das heisst, die Tourismusbetriebe können direkt auf ihren Webseiten einen Link mit den erfassten Informationen hinterlegen und so allen Interessierten zugänglich machen. Dadurch können die Informationen über einen inklusiven Ansatz, also über die gängigen Kommunikationskanäle veröffentlicht werden.
Bereits jetzt haben sich zahlreiche Tourismusbetriebe dem Projekt angeschlossen. Mit dabei sind u.a. die Destinationen Zürich, Scuol, Interlaken, St. Gallen – Bodensee, Toggenburg, Région du Léman und das Netzwerk Schweizer Pärke. Erstmals erfasst mit der Vierwaldstät-tersee Schifffahrt auch ein Schifffahrtsbetrieb seine Zugänglichkeit. Weitere Pioniere sind u.a. die Niesenbahn AG, die Pilatus-Bahnen, die Accor Hotels, das Motel One Zürich, das Hotel Schweizerhof Bern, die Reka Ferien sowie die Schweizer Jugendherbergen.

Was sind die nächsten Schritte?

In den kommenden Monaten gilt es, möglichst viele touristische Leistungsträger für OK:GO zu gewinnen und eine flächendeckende Verfügbarkeit der Zugänglichkeitsinformationen zu gewährleisten. In einem nächsten Schritt soll das Projekt auch unter den Endnutzerinnen und -nutzern bekannt gemacht werden. Jeder Gast mit einer Sinnes- oder Körperlichen Ein-schränkung Einschränkung soll in Zukunft wissen, dass sie oder er über die Verlinkung des OK:GO Logos auf sämtliche relevanten Daten zurückgreifen kann.