Zugang für alle -ein Umzug für Barrierefreiheit

(BS intern)

Text: Natalie Berger, Jutta Durs

Seit März finden Sie die Fachstelle Diversität und Integration und die Fachstelle für die Rechte von Menschen mit Behinderungenan der Schneidergasse 7.

Michael Wilke, Sie leiten diese Fachstellen. Weshalb mussten Sie umziehen?

Die Fachstelle für Behindertenrechte ist neu zur Kantons- und Stadtentwicklung hinzugekommen. Wir brauchten also mehr Platz. Besonders wichtig war uns auch, dass diese Fachstelle für Menschen mit Behinderungen ohne Barrieren zugänglich ist. Das war an unserem vorherigen Standort nicht der Fall.

Wie sind Sie vorgegangen?

Immobilien Basel-Stadt hat geeignete Flächen gesucht. Zusammen mit Pro Infirmis wurde geprüft, ob die SIA-Norm zum hindernisfreien Bauen erfüllt ist. Es wurde alles angeschaut:Wie komme ich in das Gebäude rein? Hat es einen Lift? Wie breit sind die Türen? Es stellte sich auch die Frage, wie die Situation für sinnesbehinderte Menschen ist. Da ging es um visuelle Gestaltungsfragen,das Licht- und Akustikkonzept. Da habe ich viel gelernt.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit in diesem Prozess erlebt?

Ich war überrascht, wie zügig und umfassend diese Untersuchung erfolgte. Bei Barrierefreiheit denken wir ja immer zuerst an die Überwindung von Schwellen oder den Einbau von rollstuhlgerechten Toiletten.Ich war dankbar, dass Pro Infirmis als Partner im Boot war. Man denkt oft nicht an alle Formen von Behinderungen und die entsprechenden Bedürfnisse. Für Menschen mit einer Hörbehinderung kann die Kommunikation und Orientierung erschwertsein. Mit der Sehbehindertenhilfe Basel und dem Sehbehinderten- und Blindenverband haben wir eine Begehung vor Ort gemacht, die für alle Beteiligten sehr lehrreich war. Es ist wichtig, mit Menschen im Gespräch zu sein, die da Erfahrung haben oder selber betroffen sind.

«Als Kanton habenwir eine Vorbildfunktion.»

Behinderung als Querschnittthemabetrifft zahlreiche Stellen im Kanton.Was ist die Aufgabe der Fachstelle?

Wir haben eine koordinierende Rolle und eine Überwachungsfunktion.Dabei setzen wir auf Dialog und gute Kooperationen. Es geht darum, das Verständnis der Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger zu gewinnen. Wir versuchen dafür zu sensibilisieren, dass alle Menschen gleich teilhaben sollen am gesellschaftlichen Leben. Das ist ihr gutes Recht. Als Kanton haben wir hier eine Vorbildfunktion.


Die Räumlichkeiten an der Schneidergasse 7 im Umbau. Als Orientierungshilfe im Flur werden zum Abschluss die Türrahmen und -klinken dunkel markiert

 


Natalie Berger, Koordinatorin für Behindertenrechte:
«Wir alle behindern oder werden behindert. Barrieren abbauen bedeutet für mich, die eigene Perspektive zu erweitern und sich mit Normalitätsvorstellungen auseinanderzusetzen. Es geht darum, Strukturen zu erkennen,die ausschliessen.»

Jutta Durst, Koordinatorin für Behindertenrechte:
«Gesellschaftliche Vielfalt wird von Menschen mit unterschiedlichen Identitäten, Möglichkeiten und Lebensentwürfen gestaltet.Dies bringt Verschiedenheit und auch Verletzlichkeit mit sich.In der Begegnung muss ich bereit sein, meine Komfortzone zu verlassen.»

Seit 1. Januar 2021 ist das kantonale Behindertenrechtegesetz (BRG)in Kraft

Menschenmit Behinderungen sollen ein selbstbestimmtes und selbstverantwortetes Leben führen und ihre Rechte in allen Lebensbereichen verwirklichen können. Das BRG nennt die Bereiche Arbeit, Bildung, Wohnen, Kommunikation, Mobilität, Gesundheit und Freizeit


Das Team der Fachstelle: Tanja Bialek(Sekretariat), Michael Wilke (Leitung), Jutta Durst(Koordinatorin) und Natalie Berger(Koordinatorin)