«Zurück zur Kleinklasse?»

(Neue Zürcher Zeitung)

Riccardo Bonfranchi prognostiziert in seinem Gastkommentar (NZZ 10.10.19), «dass die schulische Integration von behinderten Schülern vermutlich so nicht wird weitergeführt werden können». Er unterstellt, dass es nicht die Aufgabe der Regelschule sei, behinderte Kinder zu fördern. Da irrt sich der ehemalige Leiter einer heilpädagogischen Schule: Die Uno-Menschenrechtskonvention, die Unesco-Erklärung von Salamanca, aber auch alle kantonalen Gesetze betonen neben dem Recht auf eine angemessene Schulung und Bildung auch das Recht auf Gleichstellung und Integration von Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft. Integration in die Schule ist also keine Ideologie einer Bildungsdirektion, sondern schlicht ein (zugegeben: schwieriger)Auftrag.

Die grosse Mehrheit der Schülerinnen und Schüler mit geistiger Behinderung besucht übrigens in den meisten Kantonen nach wie vor eine heilpädagogische Schule. Diese Möglichkeit bleibt auch in Zukunft bestehen. Eine integrierte Schulung wird nur nach sorgfältiger Prüfung aller Gelingensfaktoren geplant und durchgeführt. Berücksichtigt werden die Entwicklungsziele des Kindes, die Eignung des Settings, der Wunsch der Eltern sowie die Bereitschaft des Schulumfeldes.
Andrea Lanfranchi, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik, Zürich