IV betreut mehr Jugendliche

(Luzerner Zeitung)

Sozialversicherung Die Zahl der IV-Anmeldungen in einzelnen Kantonen steigt. Besonders junge Frauen und Männer unter 25 Jahren brauchen Unterstützung.

Andrea Tedeschi Erwachsenenleben starten Zunehmend mehr junge Frauen und Männer schaffen nach der Berufslehre den Sprung in die Unabhängigkeit nicht. Wegen körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen brauchen sie eine Starthilfe, um sich beruflich zu integrieren. Die Anzahl der Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahren, die sich deswegen bei der Invalidenversicherung (IV) anmelden, ist 2017 gegenüber dem Vorjahr gestiegen. In Zürich, dem bevölkerungsreichsten Kanton, hat die IV im letzten Jahr 1908 Jugendlichen bei der beruflichen Erstausbildung geholfen, das sind 9 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Trotzdem zieht Daniela Aloisi von der Sozialversicherungsanstalt des Kantons Zürich eine positive Bilanz: «Je früher wir Jugendliche mit Beeinträchtigungen unterstützen, umso besser ist ihre Chance, dass sie sich auf dem ersten Arbeitsmarkt integrieren.» Für Jugendliche wie sie gilt der Übergang von der Schule zur Berufsbildung und später der Einstieg ins Berufsleben als besonders schwierig.

Nicht als Rentner in das Erwachsenenleben starten

Die IV-Statistik für 2017 wird zwar erst im Mai präsentiert, doch die Tendenz in Zürich zeigt sich auch in den anderen Kantonen. Monika Dudle-Ammann, Präsidentin der IV-Stellen Konferenz (IVSK), wertet diese Entwicklung ebenfalls positiv. «Diese Tatsache ist grundsätzlich zu begrüssen, da sich mit einer frühen Anmeldung auch die Chancen für eine Wiedereingliederung oder einen Arbeitsplatzerhalt der betroffenen Person erhöhen.»

Das Ziel ist klar: Die berufliche Unterstützung soll verhindern, dass Jugendliche als junge Rentnerinnen und Rentner ins Erwachsenenleben starten müssen und schlechter in der Gesellschaft integriert sind. Aus diesem Grund arbeiten sie im ersten Jahr betreut, im zweiten müssen sie sich in der freien Wirtschaft bewähren. Sonst wird es für die Jugendlichen schwierig, den Sprung in den freien Arbeitsmarkt zu schaffen. «Jugendliche müssen den geschützten Rahmen verlassen können, sonst bleibt ein Stigma an ihnen haften.» Ginge es nach Aloisi müsste noch viel mehr getan werden und vor allem noch viel früh «Wenn wir erstmals Mitte der dritten Oberstufe mit den Jugendlichen in Kontakt kommen, ist es zu spät. Die Früherkennung ist daher sehr wichtig.» Und damit nicht nur der Kontakt der IV zu den Eltern, sondern auch zu den Lehrern und Kinderärzten.

Zürich zahlt 6073 Frauen und Männern eine Rente

Denn es gibt sie, die unter 25-Jährigen, denen der Schritt ins Berufsleben nicht gelingt, trotz Unterstützung der IV. Letztes Jahr hat die IV Zürich 6073 Frauen und Männern eine Rente ausbezahlt, das sind 100 Fälle mehr als noch im Jahr zuvor. Ihnen ist der Berufseinstieg als junger Erwachsener direkt nach der Ausbildung in den Arbeitsmarkt nicht gelungen. Einige haben den Schritt später doch noch geschafft, andere aber werden vielleicht nie in der freien Wirtschaft arbeiten können. Massnahmen, dass es nicht so weit kommt, hat der Bundesrat beschlossen. Derzeit berät das Parlament darüber. Ein Hauptpunkt ist, dass die Schnittstelle zwischen Schule und Berufsausbildung besser koordiniert werden soll.