(Basler Zeitung)
Transportunternehmen versieht Bus- und Tramhaltestellen mit Piktogrammen und informiert Rollstuhlfahrer. Von Martin Regenass.
Basel.
Kaum jemand, der folgende Szene in der Stadt nicht schon beobachtet hat: Ein Fahrgast rennt aufs Tram und obschon der Chauffeur ihn wahrnimmt, bimmelt die Glocke und das Tram fährt davon. So alleingelassen fühlen sich manchmal auch Rollstuhlfahrer. Denn wie die Basler Verkehrsbetriebe (BVB)gestern an einer Medienkonferenz mitteilten, gäbe es dazu immer wieder Rückmeldungen von gehbehinderten Menschen in Roll- stühlen. So würden sie bei der einen Tramhaltestelle mitgenommen, bei einer anderen hingegen nicht. Das soll sich nun ändern. In den nächsten Wochen versehen die BVB sämtliche Haltestellen, die von Rollstuhlfahrern benutzt werden können, mit Piktogrammen. Zusätzlich druckt das Transportunternehmen eine Broschüre mit sämtlichen Linien und Haltestellen. Auch auf der Webseite sind die Haltestellen eingetragen.
Wie Bruno Stehrenberger, Leiter Infrastruktur bei den BVB, erklärt, seien 76 Prozent der Tram- und 88 Prozent der Bushaltestellen behindertenfreundlich eingerichtet. Dieser viel höhere Wert als früher ist auch dem fast flächendeckenden Einsatz von Nieder flurfahrzeugen zu verdanken.
Die Haltestellen haben die BVB in zwei Kategorien eingeteilt. Einerseits in jene, bei denen Rollstuhlfahrer autonom einsteigen können, da sich die Kanten der Haltestellen auf derselben Höhe befinden wie die Türkanten. Andererseits in jene Haltestellen, bei denen der Chauffeur aussteigen und eine Klapprampe ausziehen muss, weil sich die Haltekante noch nicht auf derselben Höhe befindet wie die Türkante. Im zweiten Fall müssen sich die Rollstuhlfahrer dementsprechend beim Chauffeur bemerkbar machen. «In der Regel klappt das gut», sagt Francesco Bertoli. Der Präsident des Behindertenforums ist selber auf einen Elektrorollstuhl angewiesen. «Bis anhin waren für uns nur 25 Prozent der Tramhaltestellen befahrbar. Dieser Wert hat sich nun umgekehrt. Das ist erfreulich.»
Unterschieden werden müsse explizit zwischen Elektrorollstühlen und Handrollstühlen. Denn für Elektrorollstühle gibt es bei Rampen einen gewissen Neigungswinkel, der nicht überschritten werden darf, weil sonst der Fahrer samt dem Gefährt kippt. So haben die BVB zusammen mit Bertoli denn auch sämtliche Haltestellen in Bus und Trams abgefahren, um zu testen, ob die Neigungswinkel fürElektrorollstühle passend oder zu steil sind. In Zukunft wird die Rollstuhlgängigkeit noch zunehmen, denn bis 2023 muss das Behindertengesetz des Bundes umgesetzt werden, das an sämtlichen Haltestellen eine ebenerdige Einstiegsmöglichkeit vorsieht. Gemäss Stehrenberger benutzen täglich rund 40 Menschen in einem Rollstuhl Busse und Trams.
Klapprampe ausgefahren. Ein Tramchauffeur zeigt beim Bahnhof St. Johann
mit Elektrorollstuhlfahrer Francesco Bertoli, wie das Zusteigen geht. Foto M. Regena