«Diese Auflösung ist ein Affront»

(Berner Zeitung / Ausgabe Stadt+Region Bern)

Der Kanton löst die Abklärungsstelle für Menschenmit Behinderung im März 2020 auf. Und sorgt damit für Ärger.

Sie sei empört, schreibt die Kantonale Behindertenkonferenz Bern (KBK). Auslöser dieser emotionalen Reaktion ist ein Entscheid des kantonalen Altersund Behindertenamts: Die Abklärungsstelle für Menschen mit Behinderung (Indibe) soll auf Ende März 2020 dichtgemacht werden.

An sie wenden sich Personen,die am sogenannten Berner Modell teilnehmen wollen. Die unabhängige Fachstelle nahm Beurteilungen vor, die als Basis für Kostengutsprachen dienten. Die Beurteilten konnten anschliessend selber entscheiden, wo sie diese Gutsprachen beziehen wollten.

Dieses System ist bekanntlich im Umbruch; das in einem Pilot getestete Abklärungsinstrument wird wegen massiver Mehrkosten fallen gelassen. Die Auflösung der Fachstelle begründet der Kanton damit, dass bis zur definitiven Umsetzung des angepassten Behindertenkonzepts voraussichtlich im Jahr 2023 kaum mehr Abklärungen benötigt werden.

Das System wird ausgehöhlt

«Die Auflösung ist ein Affront»,hält die Kantonale Behindertenkonferenz Bern fest. Bereits früher habe die kantonale Gesundheits- und Fürsorgedirektion entschieden, auf die ursprünglich geplante schrittweise Umsetzung des Behindertenkonzepts zu verzichten, stellt die Dachorganisation der Behindertenorganisationen fest. Es handle sich dabei um einen Entscheid in einer ganzen Reihe von Entscheiden, die das breit getragene Berner Modell aushöhlen. Damit und mit dem Verzicht auf da sbisherige Abklärungsinstrument werden laut KBK «Investitionen in wahrscheinlich zweistelliger Millionenhöhe in den Sand gesetzt».

Die Dachorganisation fordert ein partizipatives Abklärungsverfahren aus einer Hand. Die fachliche Kompetenz von Indibe sei unbestritten. Die Betroffenen hätten insbesondere die hohe Professionalität und den menschlichen Umgang geschätzt.

Chantal Desbiolles