«Garne of Thrones»-Star beklagt Zwergenklischees bei Disney

(Der Bund)

Das Remake von «Schneewittchen und die sieben Zwerge» hat zu einer Debatte über die kulturelle Darstellung von kleinwüchsigen Menschen geführt.

Lisa Füllemann


Kämpft gegen Stereotype: Peter Dinklage bei der Premiere des Films Cyrano» in London. Foto: Keystone

 

Realverfilmungen von Disneys Zeichentrickklassikern haben gerade Hochkonjunktur. Auffällig dabei ist, dass der US-Medienkonzern auf ein immer diverseres Casting setzt So wurde etwa bei der geplanten Neuverfilmung von «Schneewittchen und die sieben Zwerge» Latina-Schauspielerin Rachel Zegler für die Hauptrolle besetzt. Doch woke oder progressiv sei die Neuverfilmung laut «Thrones» – Schauspieler Peter Dinklage noch lange nicht.

Im Gegenteil: Disney sei heuchlerisch und messe mit zweierlei Mass, lautet der Vorwurf des Kleinwüchsigen, der mit seiner Rolle als Tyrone Lannister in «Game of Thrones» berühmt wurde. «Ich war ein wenig erstaunt darüber, dass sie so stolz darauf waren, eine Latina als Schneewittchen zu besetzen», sagte der 52-Jährige jüngst im WTF-Podcast. Denn auf der anderen Seite erzähle Disney «immer noch diese verdammt rückständige Geschichte von sieben Zwergen, die in einer Höhle leben».

Dinklage fügte hinzu, dass er nicht per se gegen eine Neuverfilmung des Märchens aus dem Jahr 1937 sei, solange sie einen «coolen, progressiven Dreh» bekomme. Momentan frage er sich jedoch, ob er denn als kleinwüchsiger Schauspieler nicht laut genug gewesen sei, um solche Stereotype abzuschaffen. Der vierfache Emmy-Gewinner setzt sich vehement gegen Hollywoods Darstellung von Kleinwüchsigen als Kobolde oder Elfen ein. So machte er den «Game of Thrones» – Machern klar, dass er weder einen Bart noch spitze Schuhe tragen werde. Nach der heftigen öffentlichen Kritik reagierte Disney am Dienstag mit einem Statement: «Um die Stereotypen aus dem Original-Zeichentrickfilm nicht zu verstärken, verfolgen wir bei diesen sieben Figuren einen anderen Ansatz.» Zudem habe man sich mit Mitgliedern der Kleinwüchsigen-Community beraten. Bereits bei den Realverfilmungen von «Aladdin» und «Mulan» arbeitete Disney mit kulturellen Beraterinnen zusammen.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Schneewittchen-Verfilmung wegen der Darstellung von Kleinwüchsigen kritisiert wird. So wurden die sieben Zwerge in «Snow White and the Huntsman» (2012) von durchschnittlich grossen Darstellern gespielt, die anschliessend digital geschrumpft wurden. Der kleinwüchsige Seinfeld-Schauspieler Danny Woodburn verglich das Vorgehen mit «Blackfacing».

Generell stehen Märchen wegen ihrer mangelnden Political Correctness immer wieder in Verruf. So werden «Schneewittchen» und «Dornröschen» spätestens seit der #MeToo-Bewegung oftmals als Vergewaltigungsgeschichte interpretiert, weil die schlafenden Prinzessinnen ohne ihre Einwilligung vom Prinzen wachgeküsst werden. Promis wie Keira Knightley, Alicia Keys oder Kristen Bell sollen die Disney-Klassiker deshalb aus ihrem Haus verbannt haben. Auch Sexismus und Rollenklischees in Märchen sind immer wieder ein Thema, weil die Protagonistinnen üblicherweise auf die Hilfe von Männern angewiesen sind.

Doch es gibt auch andere Stimmen. Der kleinwüchsige Paralympics- Schwimmer Will Perry mischte sich via die BBC ebenfalls in die Disney-Debatte ein: «Der Filmtitel sollte nicht den Ausdruck beinhalten. Aber ein Märchen abschaffen, das so beliebt ist und das so viele Menschen auf eine unschuldige Art und Weise lieben ist keine Lösung.»