Alltagshürden aus dem Weg schaffen

(Südostschweiz / Bündner Zeitung)

Im Titthof in Chur findet am 22. November die Verleihung des Pro Infirmis Kristalls statt. Damit wird die Öffentlichkeit auf die täglichen Hindernisse für Menschen mit einer Behinderung aufmerksam gemacht

von Gianna Jäger

In der Schweiz leben gemäss Bundesamt für Statistik rund1,7 Millionen Menschen mit Behinderung. Viele dieser Personen erleben in ihrem Alltag Hindernisse, die sie einschränken oder beeinträchtigen. Sie haben zum Beispiel Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche, finden keine geeignete Wohnung, können mit ihrem Rollstuhl nicht selbstständig ins Postauto oder in den Zug einsteigen oder finden keinen passenden Sportverein. «Alltagshürden gibt es in allen Lebensbereichen», sagt Katrin Thuli-Gartmann, Geschäftsleiterin von Pro Infirmis Graubünden.

Im Jahr 2004 wurde der Pro Infirmis Kristall, eine Auszeichnung für gute Beispiele von gelebter Integration und Gleichstellung, zum ersten Mal vergeben. Alltagshürden aus dem Weg schaffen – das ist die Grundhaltung hinter der diesjährigen Kristallverleihung. Der Anlass findet am 22. November, ab 17.30 Uhr im Titthof in Chur statt. Ziel des Projekts ist es gemäss der Geschäftsleiterin, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren für die Hindernisse im täglichen Leben von Menschen mit Behinderung.

Über 20 Vorschläge eingereicht

Personen mit einer Behinderung, Angehörige und Bezugspersonen aus Graubünden erhielten von Anfang Mai bis Ende Juni die Möglichkeit, auf
ihre Alltagshürden aufmerksam zu machen. Insgesamt wurden 49 Alltagshürden eingereicht, wie Thuli-Gartmann erklärt. In einem zweiten Schritt konnten jegliche Personen Lösungsvorschläge für die verschiedenen Alltagshürden auf der Homepage von Pro Infirmis Graubünden hochladen und somit am Wettbewerb teilnehmen. Gut 20 Lösungsvorschläge sind eingereicht worden.

Die Vorschläge werden nun einerseits von einer Jury und andererseits durch die jenigen Personen bewertet, die eine Alltagshürde eingereicht haben. In der Jury sind Betroffene, Fachpersonen sowie Personen aus Politik und Wirtschaft vertreten. An der öffentlichen Preisverleihung wird es eine Prämierung für die besten Lösungsvorschläge geben. Der Hauptgewinn ist der Pro Infirmis Kristall.

Im Jahr 2004 wurde der Pro Infirmis Kristall zum ersten Mal vergeben.

Die Jury kann aber noch bis zu drei weitere kleinere Preise verteilen, wie Geschäftsleiterin Thuli – Gartmann sagt. Ausserdem wird Pro Infirmis gute Beispiele unabhängig von den eingereichten Alltagshürden prämieren.

Keine Benachteiligung mehr

Pro Infirmis setzt sich schweizweit dafür ein, dass Menschen mit Behinderung gleichberechtigt am sozialen Leben teilnehmen können und nicht benachteiligt werden. Die Gleichstellung von Menschen mit einer Behinderung solle nämlich in allen Lebensbereichen selbstverständlich sein, heisst es auf der Internetseite der Organisation. «In unserer Gesellschaft sind sämtliche Lebensbereiche nur auf Menschen ausgerichtet, die ohne jegliche Einschränkungen durchs Leben gehen»,
meint Thuli-Gartmann. Pro Infirmis Graubünden wollte bewusst von Menschen mit einer Behinderung erfahren, mit welchen Hürden sie im Alltag
zu kämpfen hätten. «Denn die Hindernisse fallen oft erst dann auf, wenn man die Situation aus der Sicht der Betroffenen betrachtet.»

Nach der Türöffnung zur Verleihungsfeier um 17 Uhr erfolgt um17.30 Uhr die offizielle Eröffnung und Begrüssung durch Geschäftsleiterin
Thuli-Gartmann. Anschliessend be- kommt das Publikum einen Einblick in die Jury. Zu Wort kommen Martin Candinas, Nationalrat und Präsident
der Kantonalkommission Pro Infirmis Graubünden, sowie Romano Seglias, Jurymitglied und Betroffener. Zu guter Letzt erfolgt die Preisverleihung durch Regierungspräsident Mario Cavigelli mit anschliessendem Apdro.

Für musikalische Unterhaltung sorgt das Duo John & Ad.Für den Anlass ist eine Anmeldung bis Mittwoch,17. November, erforderlich, unter 058 775 17 17, graubuenden@proinfirmis.ch oder alltagshuerden.ch.


Problematisch: Menschen mit einer Behinderung treffen in ihrem Alltag auf viele Hindernis Bild Gaetan Bally / keystone