Im Dienst des Menschen, der Biene und der Natur

(Walliser Bote)

Prix Créateurs WKB 2022
RUND UM DIE BIENE Das von der Stiftung Emera im Oberwallis lancierte Projekt ermöglicht ihren Bewohnerinnen und Bewohnernund Teilnehmenden mit Beeinträchtigungen,zur Erhaltung der Natur beizutragen.

Frederic Rein

Das Projekt «Rundumdie Biene» liest sich wie ein Märchen.Liebenswerte Menschen,eine idyllische Berglandschaft,auf Empathie und Nachhaltigkeit ausgerichtete Ziele und eine honigsüsse Moral,die uns daran erinnert,dass wir alle unseren Beitrag zur Erhaltung des Planeten leisten können.

Aber alles der Reihe nach,beginnen wir ganz von vorne.Es war einmal eine Stiftung für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen,die auf Bestellung in ihren Werkatelier sin Naters verschiedene Arten von Bienenrahmen und-kästen für Imkerinnen und Imkerim Oberwallis baute.Eines Tages wollte Dario Andenmatten,der Direktor der Stiftung Emera für das Oberwallis(siehe Kasten),einen Schritt weiter gehen und den Bewohnerinnen und Bewohnerner möglichen,aus ihrem Lebensraum herauszukommen und direkt mit den Bienen in Kontakt zu treten,wie dies zuTherapiezwecken klassischerweise mit Ziegen und Hasen gemacht wird. «Vor zwei Jahren haben wir in exakt 72 Stunden zusammen mit der Jugend der Region ein grosses Bienenhaus in Lalden repariert»,erinnert sich Dario Andenmatten.«Danach entschied der Grundeigentümer,der ursprünglich die Imkerei seines verstorbenen Vaters übernehmen wollte,uns das Land zu vermieten und schliesslich zu einem guten Preis zu überlassen,obendrein gibt es noch ein anderes Bienenhaus am Simplon dazu.Das war eine Riesenchance,denn im Oberwallis ist kaum Land für die Bienenzucht verfügbar.»

Keine Konkurrenz schaffen

Wie es sich für eine gute Geschichte gehört,kommt jedoch ein«Aber»-eine Wendung,die da für sorgt,dass es spannend bleibt:Um das mehr gleisige Projekt erfolgreich abzuschliessen,braucht es nämlich einen Betrag von 75000 Franken.In einem ersten Schritt muss der Bienenstock am Simplon repariert und den Hygienevorschriften angepasst werden,danach sollen die Menschen mit Beeinträchtigungen die langfristige Aufgabe erhalten,die Haus bienen mit Sirup zu füttern.Und das ist kein leichtes Unterfangen,wenn man bedenkt, dass es an den beiden Standorten zwischen 900 000 und 1 Million Bienen sein dürften,verteilt auf 30 Bienenvölker.Zudem müssen die Bienenstöcke gereinigt und der Honig geerntet werden.«Die Bienen werden von einem Ort zum anderen umgesiedelt,damit ihre Produktion einen besonderen Geschmack erhält,eine harmonische Mischung aus den Bergwiesen des Simplon und den Blumen von Lalden», erklärt der Initiator des Projekts.«Ursprünglich wollten wir nur Honig verkaufen,da wir als soziale Institution niemanden konkurrieren wollen.Wir sind aber mit den Imkerinnen und Imkern der Region im Gespräch und überlegen uns, bestimmte Produktionsstätten-beispielsweise für Bienenwachskerzen-zu
übernehmen,sollten die Besitzer eines Tages auf hören wollen.Wir möchten auch inklusive Erfahrungen für unsere Bewohnerinnen,Bewohnerund Teilnehmenden fördern,indem wir ihnen vorschlagen,Besichtigungen für Primarschulklassen und anschliessend für alle Personen,die sich für die Bienenzucht interessieren,durchzuführen.Und vielleicht könnten unsere Bewohnerinnen und Bewohner in Lalden, das auf einer beliebten Velostrecke liegt,ja ein kleines Café führen?»

Früchte und Salz

Ganz viele Ideen und Uberlegungen schwirren durch Dario Andenmattens Kopf.Bereits fest steht der Plan,auf dem Grundstück von Lalden alte Obstbaumsorten von 1850 anzupflanzen. «Sie sollen von unseren Bewohnerinnen und Bewohnern gepflegt werden,die Produktion wird dann für die von der Stiftung angebotenen -Menüs verwendet oder für alle zum Verkauf angeboten.»Im Sortiment ist noch ein drittes Produkt erster Wahl:ein Kräutersalz vom Simplon.«Dafür verwenden wir Fleur de sel aus den Salzminen von Bex,das wir mit Alpenkräutern mischen»,erklärt Andenmatten. Mit seinem Beitrag zum Erhalt der Bienen im Oberwallis und zur Kultur der Walliser Früchte dank einer Obstanlage in Lalden sowie mit dem geplanten Alpenkräuterweg auf dem Simplon ist das Projekt«Rund um die Biene» schlicht eine Rückkehr zu unseren Wurzeln.Dem ökologischen und sozialen Märchen fehlt nun also nur noch die Finanzierung zu einem Happy End!

 


Stimmen Sie bis zum 14.Juni 2022 für Ihr Lieblingsprojekt ab.

 

EntwederperSMSandieNummer363(20Rp.pro SMS)-
Dans I’Jardin=CREATEUR1/Rund um die Biene=CREATEUR2/
ProSeed=CREATEUR3/Swiss Vertical Farm=CREATEUR4/
Allimb=CREATEUR5.
oder im Internet www.prixcreateurswkb.ch


Was ist die Stiftung Emera?

Französischsprachige hätten wohl vermutet,dass der Name von der Zukunftsform des französischen Verbs«aimer»(«aimera»)abgeleitet ist und dazu einlädt,seinen Nächsten zu lieben.Dieser Wille ist zwar in der Stiftung Emera überall sichtbar,das Wort stammt aber aus dem Altgriechischen und bedeutet Tagesanbruch oder Morgenrot.Und für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung bricht in dieser privatrechtlichen,als gemeinnützig anerkannten Institution tatsächlich ein neuerTagan.Ihr Ziel ist es,die Lebensqualität der betroffenen Menschen zu verbessern sowie deren Autonomie und Teilnahme am sozialen Leben zu fördern.Die vor 80 Jahren gegründete Stiftung ist die einzige Organisation für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung, die in allen Regionen des Kantons Wallis tätig ist.Der Bereich Sozialberatung, der Pro Infirmis im Wallis vertritt,bietet entsprechend Beratungs und Unterstützungsleistungen in allen Städten des Kantons.Ausserdem werden in Brig,Siders, Sitten, Martinach und Monthey verschiedene Lebensräume,Werkateliers und Tagesstrukturen(darunter eine ganz neue in Siders)für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung bereitgestellt.Die Stiftung bietet über dies sozialpädagogische Betreuung zu Hause an.Die betreuten Personen können an inklusiven und aufwertenden Projekten teilnehmen.


Die Biene ist unverzichtbar

In ihrer Funktion als Bestäuber spielen die Bienen für die Ökosysteme wie auch für die Menschen eine zentrale Rolle.Würde es sie nicht geben,stünde das ganze Leben auf der Erde am Rande des Abgrunds.«Ohne diese Insekten könnten wir nicht über leben,denn ihre Präsenzinden Pflanzenkulturen stellt unsere Nahrungsmittelproduktion sicher»,betont Dario Andenmatten.Ein kurzer Biologiekurs:Bienen werden vom Blütennektar angelockt,kommen mit den Staubblättern(männlicher Blütenteil,der Pollen bildet)in Berührung und sammeln mit ihren Haaren Pollen.Anschliessend fliegen sie zu anderen Blüten mit reifen weiblichen Organen und übertragen so den Pollen auf den Stempel,was eine Befruchtung ermöglicht.Kurz gesagt:Retten wir die Bienen,dann retten wir die Menschheit! Diese Win-win Situation steht im Projekt«Rund um die Biene» im Mittelpunkt.Fünf Mitarbeitende von Emera haben bereit seine Imkerausbildung absolviert,die anschliessend auch von den Bewohnerinnen und Bewohnern besucht wer den soll.«Unser Standort Lalden ist ausserdem ein idealer Kursort für neue Imkerinnen und Imker des Oberwallis»,fügt Dario Andenmatten hinzu und führt damit noch einen weiteren Beleg für die wichtige Bedeutung dieses Ortes an.