Anerkennung und Betreuung von Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung
Die jüngste Studie des Kantons über die Begleitung von erwachsenen Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) stellt einen wichtigen Fortschritt für diese Menschen und ihr Umfeld dar. Der Bericht erkennt diese Störungen endlich als prioritären Handlungsbereich und hebt die Vielfalt der Bedürfnisse innerhalb des Spektrums hervor. Wir begrüssen diese Erkenntnis, die für die Entwicklung passender Lösungen von entscheidender Bedeutung ist.
16.04.2025
✅ Wichtige Fortschritte und Erkenntnisse
- Flexible und ambulante Betreuung: Viele Menschen, die mit autistischen Störungen leben, benötigen keine institutionelle Betreuung, würden aber von einer ambulanten individuellen Begleitung profitieren.
- Betreuter und frühzeitiger Übergang von der Jugend ins Erwachsenenalter: Der Übergang in die Selbstständigkeit muss strukturiert begleitet werden, um vermeidbare Lücken in den Lebensläufen zu verhindern.
- Einführung von Kursen zur Selbstständigkeit: Eine gezielte Schulung sollte angeboten werden, um die notwendigen Fähigkeiten zur Alltagsbewältigung zu stärken und somit die Wahl des Lebensortes sowie der Berufs- oder Beschäftigungstätigkeit zu erleichtern.
- Unterstützung bei der beruflichen Integration in den ersten Arbeitsmarkt: Persönliches Job-Coaching, Arbeitsplatzanpassungen und Programme zur Sensibilisierung von Arbeitgebern sind notwendig.
- Angepasste Wohnlösungen: Betreutes Wohnen oder flexible Wohnformen, die den sensorischen und organisatorischen Bedürfnissen der Betroffenen gerecht werden, sind essenziell.
- Bessere Koordination der Dienstleistungen: Der Bericht hebt die mangelnde Vernetzung zwischen den Strukturen als zentrales Problem hervor und schlägt konkrete Verbesserungen vor.
- Spezialisierte Ausbildung von Fachkräften: Die Notwendigkeit einer gezielten Weiterbildung für Betreuende wird anerkannt.
❌ Weitere dringende Handlungsfelder
- Ungeeignete Klassifizierung: Autistische Störungen werden immer noch als «psychische Beeinträchtigung» eingeordnet, was die Anerkennung der spezifischen Bedürfnisse und die Entwicklung passender Massnahmen erschwert. Eine differenzierte statistische Erfassung von Autismus-Spektrum-Störungen ist notwendig.
- Unterstützung von Angehörigen: Der Mangel an Entlastungsmöglichkeiten und finanzieller Unterstützung stellt für pflegende Angehörige eine erhebliche Belastung dar.
- Umgang mit herausforderndem Verhalten: Die Ausbildung von Fachkräften muss verstärkt werden, und es müssen Notaufnahmeplätze geschaffen werden, um auf komplexe Situationen angemessen reagieren zu können.
Diese Analyse bietet somit einen wichtigen Handlungsrahmen, der jedoch von konkreten und entschlossenen Massnahmen begleitet werden muss. Echte Inklusion erfordert klare Verpflichtungen und entsprechend bereitgestellte Ressourcen.
Wir vom Forum Handicap Valais-Wallis betonen, dass die Empfehlungen des Berichts sowie die oben genannten zusätzlichen Bedarfe bei der Planung und Umsetzung von Massnahmen für alle Arten von Behinderungen berücksichtigt werden sollten.