Inklusion – eine Frage der Haltung

(Schweiz am Wochenende / Toggenburger Tagblatt)

Bestimmt haben Sie den Begriff Inklusion in den letzten Jahren schon oft gehört.Aber was ist Inklusion eigentlich?

Inklusion meint,dass jeder Mensch ganz selbstverständlich dazu gehört.Alle dürfen mitmachen,egal,welche Sprache man spricht oder ob man eine Behinderung hat.Das gilt für die Schule,den Arbeitsplatz,beim Wohnen oder in der Freizeit.

Wenn alle Menschen mit machenkönnen,ist es normal,verschieden zu sein.Leider ist das zum heutigen Zeitpunkt nur ein Ideal.

Eine nationale umfassende Strategie fehlt

Inklusion ist etwas Gutes, darüber ist man sich in der Gesellschaft meist einig.Aber,um es mit den Worten von Johann Wolfgang von Goethe zu sagen: «Es ist nicht genug zu wissen, man muss es auch anwenden;es ist nicht genug zu wollen,man muss es auch tun.»Doch was kann man tun?

-Inklusion beginnt mit Bewusstseinsbildung,mit Wissen über die immer noch existierenden Benachteiligungen von Menschen mit Behinderung und sollte weiter zur Umsetzung der UNO-Behindertenrechtskonvention führen.Davon sind wir noch weit entfernt, wie ein kürzlich veröffentlichter Bericht klar zeigt.Es fehlt eine nationale umfassende Strategie zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention in der Schweiz.Die wichtigsten Mängel betreffen die Bereiche Arbeit,Selbstbestimmung,Bildung,Politik und Justiz.Pro Infirmis setzt es sich zur Aufgabe,zusammen mit Betroffenen,diese Themen immer wieder zur Sprache zu bringen.Wirunterstützen die Forderung nach der Ratifizierung des Fakultativprotokolls.Sie können weitere Informationen unter der Website https://www.zurecht.ch/ petition erhalten und dort auch gleich die Petition unterschreiben.

-Zusammen mit Betroffenen herausfinden,was für die Gesellschaft wichtig ist und was wir alle brauchen.Zusammen überlegen wir,wie eine möglichst hohe Selbstbestimmung möglich ist.Pro Infirmis hat zum Beispiel einen internen Ausschuss «Partizipation und Inklusion» ins Leben gerufen,um die Teilhabe von Menschen mit Behinderung auf allen Ebenen der eigenen Organisation zu verankern.Der Grundsatz «Nichts über uns ohne uns»ist uns wichtig.

-Hindernisse beseitigen und Barrierefreiheit schaffen.Zum Beispiel:Leichte Sprache(auch für Abstimmungsunterlagen) soll selbstverständlich werden.Bei Pro Infirmis setzt sich die Fachstelle Zugänglichkeit für die Abschaffung von Hindernissen und für deren Dokumentation ein.Aktuell wird in der Stadt St.Gallen die Zugänglichkeit von Bauten und Anlagen digital erfasst und in einer Karte dokumentiert.

-Menschen mit Behinderung stärken und befähigen,über ihr Leben selbst zu bestimmen.Bei Pro Infirmis bietet die Fachstelle zur Förderung von Selbstvertretung seit einigen Jahren Lehrgänge zur Selbstvertretung an: Die Teilnehmenden werden sich der eigenen Bedürfnisse und ihrer Lebenssituation bewusst. Sie suchen miteinander nach Lösungen für Probleme und treten mit ihren Anliegen nach aussen.Die Fachstelle der Pro Infirmis ist Anlaufstelle für Betroffene,Angehörige, Fachpersonen, Organisationen,Institutionen, Werkstätten und politische Entscheidungsträger.Falls Sie Beratung zu diesen oder anderen Themen rund um Behinderung möchten,können Sie sich gerne an uns wenden:

Sappho Wieser
Leiterin Beratungsstelle
Hinweis
ProInfirmis;Beratungsstelle
Wattwil;Bahnhofstrasse20;
9630 Wattwil;TelefonZentrale 0587751940

Im Rollstuhl die Treppen hochgetragen

(St. GallerTagblatt / St. Gallen-Gossau-Rorschach)

Die Ostschweiz ist im Bereich der inklusiven Kultur ein Entwicklungsland.Das soll sich baldändern,dank Vernetzung und einem Verein.


Führungen für Blinde und Sehbehinderte,wie hier im Kunstmuseum Basel,sind in der Ostschweiz noch Mangelware.Bild:Georgios Ketalas/Key

 

Christina Genova

Führungen für Seh-und Hörbehinderte,barrierefreier Zugang ins Museum, Audiodeskription für Theateraufführungenoder Websites in Leichter Sprache. Das ist in den Kulturhäusern der Ostschweiz noch keine Selbstverständlichkeit.«Die Ostschweiz ist noch ein Entwicklungsland im Bereich der inklusiven Kultur»,sagt Sara Stocker von der nationalen Fachstelle Kulturinklusiv von Pro Infirmis, der Dachorganisation von Menschen mit Behinderungen.Sie hat mit dem Projekt «Netzwerkaufbau inklusive Kultur Ostschweiz» Starthilfe geleistet. Seit Ende Februar hat Stocker drei Workshops durchgeführt mit Behindertenorganisationen, Kulturinstitutionen und Menschen mit Behinderungen.

Die Fachstelle engagiere sich speziell in der Ostschweiz,weil in der Kultur zwar noch wenig Inklusion vorhanden sei,man aber viel Potenzial sehe:«Wir sagten uns:Hier müssen wir investieren.» Zwar sei das Schlagwort Diversity in aller Munde: «Doch leider vergisst man dabei oft Menschen mit Behinderungen. Wir kämpfen dafür,dass man sie besser auf dem Radar hat.»Für Stocker ist nach einem Jahr Projektarbeitklar:«Es gibt in der Ostschweiz noch einen grossen Bedarf bezüglich Zugänglichkeit,Sensibilisierung und Vernetzung.»

«Unwürdig und richtig peinlich»

Mit Zugänglichkeit meint die Stocker sowohl Barrierefreiheit als auch Inhalte,die auch Menschen mit Behinderungen zur Verfügung stehen.Auch die Vernetzung und Koordination sei wichtig,sagt Stocker,weil ein einzelner Kulturveranstalter nicht alles anbieten könne. Aber auch von Seiten der Menschen mit Behinderungen müsse man abklären,welche Bedürfnisse überhaupt bestünden.

Wie wichtig Letzteres ist, weiss Brigitt Näpflin,Kulturvermittlerin beim Kunstmuseum Thurgau und Ittinger Museum in Warth.Die Nachfrage nach inklusivenVermittlungsangeboten sei noch klein,die Knacknuss beim Thema Inklusion sei die Frage,wie man die Leute überhaupt erreichen könne:«Meine Vision wäre,dass man gegenseitig voneinander lernt und gemeinsam Vermittlungsangebote entwickelt.»

Mario Franchi ist Theaterpädagoge am Theater St.Gallen und hat an allen drei Workshops von Kulturinklusiv teilgenommen. Schon zuvor hat er sich intensiv mit dem Thema Inklusion auseinandergesetzt:«Als öffentlich subventionierter Kulturbetrieb ist es unsere Pflicht,in diese Richtung zu gehen.» Regelmässige inklusive Angebote gibt es am Theater St.Gallen jedoch noch keine:«Einzig die Rollstuhlplätze sind fest etabliert.» Für Franchi ist klar,dass nicht nur auf Seiten der Kulturanbietenden Hürden und Vorurteile bestünden,die man abbauen müsse:«Viele Institutionen für Menschen mit Behinderungen kommen gar nicht auf die Idee, ins Theater zu gehen.» Man müsse deshalb eine Willkommenskultur nach aussen tragen und auch leben.

Anna Beck-Wörner ist Kunstvermittlerin bei der Kunsthalle St.Gallen,dem Kunstmuseum Appenzell und der Kunsthalle Ziegelhütte.Auch sie hat alle drei Workshops besucht.Inklusion ist für Beck-Wörner vor allem eine Haltungsfrage.Es gehe darum,wie man mit Andersartigkeit um gehe.Sie ist der Ansicht,dass kulturelle Teilhabe sehr weit gefasst werden sollte.Jeder Mensch sei gleichwertig und sollte deshalb im Museum willkommen sein.«Bei Barrierefreiheit denken viele an eine Rollstuhlrampe,das ist aber nur ein Teil von Inklusion.»

Im Kunstmuseum St.Gallen ist schon die Gewährleistung des Zugangs für Menschen,die auf den Rollstuhl angewiesen sind,problematisch.Das Kirch hoferhaus neben dem Kunstmuseum,wo die Kunstvermittlung für Kinder stattfindet,ist nicht rollstuhlgängig.Gloria Weiss, die Kommunikationsverantwortliche des Museums,sagt: «Kürzlich musste dort ein Mädchen,das im Rollstuhl sass,die Treppen hochgetragen werden.» Wer ins Kunstmuseum gelangen will,ist auf den Warenlift beim Hintereingang angewiesen und muss dann das Lager durchqueren.Das sei«unwürdig und richtig peinlich»,sagt Weiss.Auch deshalb seien die Sanierung und der Umbau des Museums dringend notwendig.

Fachstelle für inklusive Kultur gewünscht

Sara Stocker von Kultur inklusiv wird in der Ostschweiz weiter aktiv bleiben und ihr Inklusions-projekt weiter begleiten,auch wenn es am Freitag in Form eines öffentlichen Netzwerktreffens in Rorschach seinen vorläufigen Abschluss findet.Denn der einhellige Wunsch der Teilnehmenden der drei Workshops für die Zukunft ist eine Fachstelle für inklusive Kultur in der Region. Wie deren Trägerschaft und Finanzierung aussehen könnte,ist noch offen.Als Zwischenschritt auf dem Wegdorthin wird die Gründung eines Vereins vorangetrieben:«Uns ist es ein Anliegen,dass das Projekt nachhaltig ist und dasThema nicht von der Agenda verschwindet»,sagt Stocker.Neun Workshopteilnehmende werden in den nächsten Wochen die Statuten erarbeiten,damit der Verein ab Herbst erste kleine Projekte aufgleisen kann.


Sara Stocker, Projektleiterin Fachstelle Kultur inklusiv. Bild:PD


Mario Franchi,Theaterpädagoge Theater St.Gallen.Bild:Mario Testa

Auf vier Rädern zur Schwarzen Madonna

(Höfner Volksblatt)

Im Rollstuhl auf dem Jakobsweg von Konstanz nach Einsiedeln.
Die Eröffnung dieses ersten Teilstücks findet am 23.Juli statt.


Pilgern auf dem Jakobsweg ist neu auch für Rollstuhlfahrende möglich. Bild zvg

 

Es ist eine Premiere,dass Rollstuhlfahrende in der Schweiz am Pilgererlebnis auf dem Jakobsweg teilnehmen können.Der Verein Jakobsweg.ch hat sich da für eingesetzt, eine möglichst hindernisarme und rollstuhltaugliche Route ausfindig zu machen.Auf einer Strecke von 150 Kilometern von Konstanz über Schaffhausen,Winterthur und Rapperswil nach Einsiedeln sollen Rollstuhlfahrende mit und ohne Begleitung sich inskünftig sicher auf den Weg begeben können.

Nach dem Projektstart am 24.Juli letzten Jahres wird nun am 23.Juli bereits das erste Teilstück von Konstanz nach Schaffhausen zusammen mit vielen Rollstuhlfahrenden und der Bevölkerung eröffnet.Rollstuhlfahrende können sich an verschiedenen Startpunkten auf den Weg nach Schaffhausen machen.Die Startzeiten sind gestaffelt,damit alle Teilnehmenden bis 13.30 Uhr die Möglichkeit haben,sicher im Mosergarten in Schaffhausen einzutreffen.Interessierte müssen sich vorher für den Lauf anmelden.

150 Kilometer beträgt die gesamte geplante Rollstuhl-Pilgerstrecke von Konstanz bis nach Einsiedeln

Erfahren,wie es ist,sich im Rollstuhl fortzubewegen

Graf Nellenburg höchstpersönlich wird die Rollstuhlfahrenden dann bei ihrerAnkunft im Ziel feierlichin Empfang nehmen.Er war im Übrigen der erste Pilger von Schaffhausen und hat auch die Stadt,respektive das Kloster Allerheiligen,gegründet.Ab 14 Uhr findet dann die offizielle Eröffnung statt. Nebst einer Festwirtschaft,gibt es verschiedene Informationsstände zum Pilgern und rund ums Thema Rollstuhl. Und wer einmal selber erfahren möchte,welche hindernisse Menschen im Rollstuhl tagtäglich überwindrn müssen,der kann sich beim Rollstuhlparcours versuchen.

«Alsbegeisterte Jakobswegpilgerin absolvierte ich 2020 die Ausbildung als Pilgerbegleiterin. Bei meiner Abschlussarbeit befasste ich mich mit den Voraussetzungen und Möglichkeiten eines Pilgerweges für Rollstuhlfahrende»,sagt die Projektinitiantin Hildegard Hochstrasser.Sie sagt:«Ich liebe und geniesse es,mich unabhängig und frei zu bewegen.Dies soll auch Menschen mit einem Handicap ermöglicht werden.»(eing)

www.jakobsweg.ch

Ihre Freiheit ist akut gefährdet

(Tages-Anzeiger)

Wohngemeinschaften von Behinderten Das eigenständige Leben in einer WG bedeutet Peter Buri viel.Doch weil ihm und seinem Wohnpartner die finanzielle Unterstützung gekürzt wird,droht die Auflösung des Haushalts in Ostermundigen BE.

Markus Brotschi


Eishockey ist die gemeinsame Leidenschaft der beiden WG-Bewohner Peter Buri(links)und Thomas Bertolosi.Foto:Markus Schneeber

 

Als Peter Buri vor acht Jahren aus dem Wohnheim Rossfeld in Bern in eine WG im Vorort Ostermundigen zog,war das für den damals 26-Jährigen ein grosser und mutiger Schritt.Mit der Hilfe einer von der IV finanzierten Pflegeassistenz wurde für ihn und seinen Wohnpartner ein selbstverantwortliches Leben möglich.

Rund 100’000 Franken hat die IV für den Umbau der Fünfeinhalbzimmerwohnung zu einer behindertengerechten Viereinhalbzimmerwohnung bezahlt. Möglicherweise muss die Invalidenversicherung aber schon bald mehrere 10’000 Franken für den Rückbau der Wohnung aufwerfen.Denn ein neues Berechnungsmodell der Ergänzungsleistungen(EL)gefährdet die Wohngemeinschaft von Peter Buri und Thomas Bertolosi.

Buri leidet wie sein WohnPartner an der progressiven Muskeldystrophie Duchenne,einer Erbkrankheit.Die Muskeln bilden sich dabei bereits im Kindesalter stetig zurück.Ein Alltagsleben ohne Unterstützung ist für beide seit langem undenkbar.

Bis zu seinem sechsten Lebensjahr konnte Peter Buri noch normal gehen,heute vermag er Arme und Beine kaum noch zu bewegen.Er braucht Atemunterstützung und einen Elektrorollstuhl.Haus-und Balkontür der Wohnung lassen sich mit dem Handy ferngesteuert öffnen.Tag und Nacht ist eine Assistenzperson in der Wohnung,die die beiden unterstützt,ihnen bei der Körperpflege und beim Ankleiden hilft,die kocht,putzt,sie am Abend ins Bett bringt und sie am Morgen wieder in denRollstuhl setzt.

Die Nachtassistenz ist lebenswichtig

In der Nacht muss die Assistenzperson da sein,falls ein Beatmungsgerät ausfällt oder die bei den sonst etwas brauchen.Während des Tages kann Buri zur Not noch für eine gewisse Zeit ohne externe Atemunterstützung sein. In der Nacht, wenn er liegt,ist das Beatmungsgerät lebenswichtig. Beide haben Alarmknöpfe in ihren Schlafzimmern.Vier-bis sechsmal wird die Assistenzperson pro Nacht von den beiden gerufen.Die extern zugeführte Atemluft trocknet die Schleimhäute starkaus,sodass Buri nachts mehrmals abhusten muss.

Damit die beiden ausserhalb eines Behindertenheims leben können,waren ander Wohnung beträchtliche Anpassungen nötig.Eine Wand wurde herausgerissen,damit ein grosses rollstuhlgängiges Wohnzimmer mit Büroarbeitsplatz entsteht.Die Türen wurden mit elektrischer Öffnungsmechanik ausgerüstet, der Lift des Wohntrakts angepasst, Badezimmer und WC miteinander verbunden,der Boden im Bad durch gehend wasserdicht versiegelt.Auch die Küche wurde auf die Bedürfnisse der beiden Männer eingerichtet.

Bisher erhielten die beiden je 1400 Franken an Wohnkostenbeiträgen,womit sie den monatlichen Mietzins mit Nebenkosten von 2790 Franken gerade decken konnten.Künftig aber bekommen sie je 360 Franken weniger im Monat,weil die EL die Wohnbeiträge anders berechnet. «Für uns ist das relativ viel Geld», sagt Buri.

Das Paradoxe an der Neuberechnung der EL-Wohnbeiträge ist, dass sie WG-Bewohner schlechter behandelt als Einzelwohnende und damit sogar noch Mehrkosten verursacht.Ein Schildbürgerstreich.WGs wurden bei der Reform schlicht vergessen.

Wohngemeinschaften werden mit der Gesetzesänderung von 2021 wie Ehe-und Konkubinatspaare behandelt,die sich ein Schlafzimmer teilen können und für die eine Dreizimmerwohnung ausreicht.Der Rollstuhlzuschlag wird zudem nur noch pro Wohnung und nicht mehr pro Person entrichtet.Buri und Bertolosi könnten sich mit den neuen Ansätzen zusammen zwar eine rollstuhlgängige Dreizimmerwohnung leisten,in der jeder sein eigenes Zimmer hat.

Wichtige Rolle der Assistenzperson

Doch sie brauchen zwingend ein drittes Schlafzimmer für die Nachtassistenz.Das ist arbeitsrechtlich vorgeschrieben.«Und es ist auch nicht zumutbar,dass diese Assistenzperson im Wohnzimmer auf dem Sofa schläft.Genau sowie Thomas und ich einen Rückzugsraum benötigen, braucht auch die Assistenzperson einen solchen»,sagt Buri.

Falls künftig jeder für sich eine Wohnung mieten würde,erhielte jeder einen Wohnbeitrag von 1870 Franken pro Monat,womit sie sich je eine rollstuhlgängige Dreizimmerwohnung leisten könnten,in der die Assistenzperson ein Zimmer für sich hätte. Doch Peter Buri möchte die WG nicht auflösen.

Er und sein Wohnpartner bilden auch eine Art Schicksalsgemeinschaft,können sich austauschen und Freizeitinteressen teilen.Sie schauen sich zusammen Hockeyspiele und Filme an oder hören Metal-und Rock musik. Besonders froh war Buri um seinen Wohnpartner während der Pandemie.Da beide Hochrisikopatienten sind,konnten sie kaum noch Besuch empfangen.

Die Assistenzperson leistetihnen zwar auch Gesellschaft,aber letztlich handelt es sich um ein Arbeitsverhältnis.Die beiden suchen die Assistenz personen auf Vermittlungsplattformen,stellen sie an und bezahlen sie.Von der IV erhalten sie den festgelegten. Stundenansatz von 33.50 Franken vergütet.Für die Nachtassistenz erstattet die IV pauschal 160.50 Franken pro Nacht.

Ziehen Buri und Bertolosi in eigene Wohnungen,entstehen der EL höhere Wohnkosten als in der WG.Aber auch die IV fährt schlechter,weil dann jeder für sich eine Assistenzperson braucht und eine angepasste Wohnung, statt sie wie bisher teilen zu können.Buri,der politisch in der SP aktiv ist,bezeichnet die EL-Reformal seine «bürgerliche Idiotie».Geradezu grotesk sei es,dass der IV bei einem Auszug aus der gemeinsamen Wohnung horrende Rückbaukosten entstünden und zusätzlich noch Umbaukosten in den neuen Wohnungen.

Inder Schweiz gibt es rund 400 Menschen mit Behinderung, die auf EL und eine Nachtassistenz angewiesen sind.Ein grosser Teil dürfte in Wohngemeinschaften leben,sagt Alex Fischer von der Behindertenorganisation Procap.Falls diese alle in eine Einzelwohnung ziehen würden oder gar in Behindertenheime, entstünden für EL und IV Kosten in Millionenhöhe.

Der Fehler muss im Parlament korrigiert werden

Da sei dem Parlament tatsächlich ein Fehler unterlaufen,sagt Erich Ettlin,Präsident der ständerätlichen Sozialkommission. Die EL-Reform sei sehr komplex gewesen,und bei den WGs mit Assistenzzimmer handle es sich um einen Spezialfall.Nun müsse geprüft werden,wie der Fehler korrigiert werden könne,sagt der Mitte Politiker.Dass eine Korrektur nötig sei,sei offensichtlich,denn die Auflösung solcher Wohngemeinschaften sei nicht sinnvoll,nur schon weil dies Mehrkosten verursache.

In einer Übergangszeit bis Ende 2023 erhalten Buri und Bertolosi noch den höheren Wohnkostenbeitrag,obwohl die EL-Reformbereits 2021 in Kraft trat. Falls sie die WG behalten,werden die beiden den ab 2024 fehlenden Betrag mit der Hilflosenentschädigung oder dem Geld für den Grundbedarf decken müssen.Das wird einen Verzicht bei anderen Ausgaben erfordern.

Peter Buri nennt Freizeitvergnügen wie die Meisterschafts spieledesSCB.Mit grosser Freude besuchen die beiden zusammen Rockkonzerte,etwa das Greenfield-Festival in Interlaken. Für den Besuch solcher Anlässe müssen sie sich nicht nur die Tickets leisten können,sondern auch die Fahrt mit dem Behindertentaxi.Zurzeit kann Buri sich zudem noche in kleines Zusatzeinkommen verdienen.Als selbstständiger Bürodienstleister macht er für einige über forderte Eltern von Kindern mit Autismus die Lohnbuchhaltung.

Buri möchte sich künftig politisch stärker engagieren,unter anderem um auf die Rechte und die Situation von Menschen mit Behinderungen aufmerksam zu machen.Für das Gemeindeparlament in Ostermundigen hat er bereits einmal kandidiert, schaffte die Wahl aber nicht.Sein Traum wäre ein Sitz im Grossen Rat oder sogar im Nationalrat,wo mit Christian Lohr nur ein Rollstuhlfahrer vertreten sei.

Um die Benachteiligung von behinderten Menschen in einer WG zu beseitigen,macht Buri auch gleich einen Vorschlag:Wer auf eine Nachtassistenz angewiesen sei,sollte einen Zuschlag erhalten,um sich ein zusätzliches Zimmer leisten zu können. Das ist allerdings erst Schritt zwei.Schritt eins:die eigene Wohnung behalten.


Die Reform der Ergänzungsleistungen

Mit der EL-Reform wurde ein Systemwechsel bei den Wohnbeiträgen vorgenommen.Zwar wurden diese erhöht-für Allein- wohnende und für Ehepaare. Allerdings werden Wohngemeinschaften mit zwei Personen neu wie Ehepaare behandelt.Ein Ehepaar erhält in der Wohnregion zwei(Agglomerationen)monatlich maximal 1575 Franken.In der Zweier WG bekommt somit jede Person die Hälfte,also 787.50 Franken. Bisher waren es 1100 Franken.

Für WG-Bewohner,die auf eine rollstuhlgängige Wohnung angewiesen sind,bringt die EL-Reform ebenfalls eine Verschlechterung. Bisher erhielt jede Person einen Zuschlag von 300 Franken,neu beträgt der Rollstuhlzuschlag 500 Franken pro Wohnung.Mit der EL-Reform von 2021 wurde eine Vielzahl von Bereichen neu geregelt.Bereits einmal musste das Parlament die 2021 in Kraft getretene EL-Reform korrigieren. Denn vergessen wurden Gross-WGs von fünf und mehr Personen.(bro)

Nationalrat will Gebärdensprachen anerkennen

(Berner Zeitung / Ausgabe Stadt+Region Bern)

Motion Der Nationalrat will die drei in derSchweiz genutzten Gebärdensprachen gesetzlich anerkennen.Er hat gestern eine Motion seiner Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur angenommen.Der Entscheid in der grossen Kammer fiel mit 134 zu 32 Stimmenbei 13 Enthaltungen. Gegenstand des Gesetzes soll neben der Anerkennung und Förderung der Gebärdensprachen auch die Chancengleichheit in den Bereichen Information, Kommunikation, politische Mitwirkung,Dienstleistungen,Bildung, Arbeit,Kultur und Gesundheit sein.Der Vorstoss geht nun an den Ständerat.

Der Bundesrat hatte sich in seiner Stellungnahme bereit erklärt,die gesetzliche Anerkennung der Gebärdensprache an die Hand zu nehmen.Die Motion empfahl er zur Annahme. Allerdings möchte er dafür nur das Behindertengleichstellungsgesetz entsprechend ergänzen und kein eigenes Gesetz dafür schaffen. Diesen Weg schlägt die Landesregierung vor,weil er keine personellen und finanziellen Auswirkungenhätte.

Rund 10’000 gehörlose Menschen in der Schweiz benutzen laut Angaben des Bundes eine der drei schweizerischen Gebärdensprachen als Erstsprache:die Deutschschweizer Gebärdensprache,die Langue de signes française sowie die Lingua dei segni italiana.(sda)

Der Bundesrat muss nachsitzen: Eine faire Berechnung des IV-Grades rückt in Griffweite

(presseportal.ch/de)


Pro Infirmis fordert faire Berechnung des IV-Grades / Weiterer Text über ots und www.presseportal.ch/de/nr/100000701 / Die Verwendung dieses Bildes ist für redaktionelle Zwecke honorarfrei. Veröffentlichung bitte unter Quellenangabe: „obs/Pro Infirmis Schweiz/DOMINIQUE MEIENBERG“

 

Die aktuelle Berechnung des IV-Grades anhand der realitätsfremden Tabellenlöhne, ist für die Behindertenorganisationen schon lange ein unhaltbarer Zustand. Bei der Revision der Invalidenversicherungsverordnung (IVV) per 2022 durch den Bundesrat wurde dies nicht behoben, sondern gar noch zementiert. Das hat Pro Infirmis bereits bei den Vernehmlassungsverfahren stark kritisiert. Leider ohne Erfolg.

Glücklicherweise teilt der Nationalrat mit einer überwältigenden und einstimmigen Mehrheit diese Ansicht. Mit 170:0 Stimmen (bei einer Enthaltung) beauftragt er den Bundesrat, mit der heutigen Annahme der der Motion der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates (20.3377), bis Mitte 2023 eine neue und faire Grundlage zur Berechnung zu erarbeiten.

„Wir sind froh, dass der Nationalrat diese haltlose Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen erkannt hat. Der Bundesrat muss nachsitzen und die bisherige Untätigkeit und Verzögerungstaktik ad acta legen“, erklärt Felicitas Huggenberger, Direktorin von Pro Infirmis.

Nun liegt es am Ständerat, dieses Geschäft schnellstmöglich auf- und anzunehmen, damit eine faire Berechnung des IV-Grades in naher Zukunft möglich wird.


Pressekontakt:

Philipp Schüepp, Verantwortlicher Public Affairs
058 775 26 62
philipp.schueepp@proinfirmis.ch

Roland Thomann, Leiter Kommunikation und Fundraising
078 743 44 30
roland.thomann@proinfirmis.ch

Im Dienst des Menschen, der Biene und der Natur

(Walliser Bote)

Prix Créateurs WKB 2022
RUND UM DIE BIENE Das von der Stiftung Emera im Oberwallis lancierte Projekt ermöglicht ihren Bewohnerinnen und Bewohnernund Teilnehmenden mit Beeinträchtigungen,zur Erhaltung der Natur beizutragen.

Frederic Rein

Das Projekt «Rundumdie Biene» liest sich wie ein Märchen.Liebenswerte Menschen,eine idyllische Berglandschaft,auf Empathie und Nachhaltigkeit ausgerichtete Ziele und eine honigsüsse Moral,die uns daran erinnert,dass wir alle unseren Beitrag zur Erhaltung des Planeten leisten können.

Aber alles der Reihe nach,beginnen wir ganz von vorne.Es war einmal eine Stiftung für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen,die auf Bestellung in ihren Werkatelier sin Naters verschiedene Arten von Bienenrahmen und-kästen für Imkerinnen und Imkerim Oberwallis baute.Eines Tages wollte Dario Andenmatten,der Direktor der Stiftung Emera für das Oberwallis(siehe Kasten),einen Schritt weiter gehen und den Bewohnerinnen und Bewohnerner möglichen,aus ihrem Lebensraum herauszukommen und direkt mit den Bienen in Kontakt zu treten,wie dies zuTherapiezwecken klassischerweise mit Ziegen und Hasen gemacht wird. «Vor zwei Jahren haben wir in exakt 72 Stunden zusammen mit der Jugend der Region ein grosses Bienenhaus in Lalden repariert»,erinnert sich Dario Andenmatten.«Danach entschied der Grundeigentümer,der ursprünglich die Imkerei seines verstorbenen Vaters übernehmen wollte,uns das Land zu vermieten und schliesslich zu einem guten Preis zu überlassen,obendrein gibt es noch ein anderes Bienenhaus am Simplon dazu.Das war eine Riesenchance,denn im Oberwallis ist kaum Land für die Bienenzucht verfügbar.»

Keine Konkurrenz schaffen

Wie es sich für eine gute Geschichte gehört,kommt jedoch ein«Aber»-eine Wendung,die da für sorgt,dass es spannend bleibt:Um das mehr gleisige Projekt erfolgreich abzuschliessen,braucht es nämlich einen Betrag von 75000 Franken.In einem ersten Schritt muss der Bienenstock am Simplon repariert und den Hygienevorschriften angepasst werden,danach sollen die Menschen mit Beeinträchtigungen die langfristige Aufgabe erhalten,die Haus bienen mit Sirup zu füttern.Und das ist kein leichtes Unterfangen,wenn man bedenkt, dass es an den beiden Standorten zwischen 900 000 und 1 Million Bienen sein dürften,verteilt auf 30 Bienenvölker.Zudem müssen die Bienenstöcke gereinigt und der Honig geerntet werden.«Die Bienen werden von einem Ort zum anderen umgesiedelt,damit ihre Produktion einen besonderen Geschmack erhält,eine harmonische Mischung aus den Bergwiesen des Simplon und den Blumen von Lalden», erklärt der Initiator des Projekts.«Ursprünglich wollten wir nur Honig verkaufen,da wir als soziale Institution niemanden konkurrieren wollen.Wir sind aber mit den Imkerinnen und Imkern der Region im Gespräch und überlegen uns, bestimmte Produktionsstätten-beispielsweise für Bienenwachskerzen-zu
übernehmen,sollten die Besitzer eines Tages auf hören wollen.Wir möchten auch inklusive Erfahrungen für unsere Bewohnerinnen,Bewohnerund Teilnehmenden fördern,indem wir ihnen vorschlagen,Besichtigungen für Primarschulklassen und anschliessend für alle Personen,die sich für die Bienenzucht interessieren,durchzuführen.Und vielleicht könnten unsere Bewohnerinnen und Bewohner in Lalden, das auf einer beliebten Velostrecke liegt,ja ein kleines Café führen?»

Früchte und Salz

Ganz viele Ideen und Uberlegungen schwirren durch Dario Andenmattens Kopf.Bereits fest steht der Plan,auf dem Grundstück von Lalden alte Obstbaumsorten von 1850 anzupflanzen. «Sie sollen von unseren Bewohnerinnen und Bewohnern gepflegt werden,die Produktion wird dann für die von der Stiftung angebotenen -Menüs verwendet oder für alle zum Verkauf angeboten.»Im Sortiment ist noch ein drittes Produkt erster Wahl:ein Kräutersalz vom Simplon.«Dafür verwenden wir Fleur de sel aus den Salzminen von Bex,das wir mit Alpenkräutern mischen»,erklärt Andenmatten. Mit seinem Beitrag zum Erhalt der Bienen im Oberwallis und zur Kultur der Walliser Früchte dank einer Obstanlage in Lalden sowie mit dem geplanten Alpenkräuterweg auf dem Simplon ist das Projekt«Rund um die Biene» schlicht eine Rückkehr zu unseren Wurzeln.Dem ökologischen und sozialen Märchen fehlt nun also nur noch die Finanzierung zu einem Happy End!

 


Stimmen Sie bis zum 14.Juni 2022 für Ihr Lieblingsprojekt ab.

 

EntwederperSMSandieNummer363(20Rp.pro SMS)-
Dans I’Jardin=CREATEUR1/Rund um die Biene=CREATEUR2/
ProSeed=CREATEUR3/Swiss Vertical Farm=CREATEUR4/
Allimb=CREATEUR5.
oder im Internet www.prixcreateurswkb.ch


Was ist die Stiftung Emera?

Französischsprachige hätten wohl vermutet,dass der Name von der Zukunftsform des französischen Verbs«aimer»(«aimera»)abgeleitet ist und dazu einlädt,seinen Nächsten zu lieben.Dieser Wille ist zwar in der Stiftung Emera überall sichtbar,das Wort stammt aber aus dem Altgriechischen und bedeutet Tagesanbruch oder Morgenrot.Und für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung bricht in dieser privatrechtlichen,als gemeinnützig anerkannten Institution tatsächlich ein neuerTagan.Ihr Ziel ist es,die Lebensqualität der betroffenen Menschen zu verbessern sowie deren Autonomie und Teilnahme am sozialen Leben zu fördern.Die vor 80 Jahren gegründete Stiftung ist die einzige Organisation für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung, die in allen Regionen des Kantons Wallis tätig ist.Der Bereich Sozialberatung, der Pro Infirmis im Wallis vertritt,bietet entsprechend Beratungs und Unterstützungsleistungen in allen Städten des Kantons.Ausserdem werden in Brig,Siders, Sitten, Martinach und Monthey verschiedene Lebensräume,Werkateliers und Tagesstrukturen(darunter eine ganz neue in Siders)für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung bereitgestellt.Die Stiftung bietet über dies sozialpädagogische Betreuung zu Hause an.Die betreuten Personen können an inklusiven und aufwertenden Projekten teilnehmen.


Die Biene ist unverzichtbar

In ihrer Funktion als Bestäuber spielen die Bienen für die Ökosysteme wie auch für die Menschen eine zentrale Rolle.Würde es sie nicht geben,stünde das ganze Leben auf der Erde am Rande des Abgrunds.«Ohne diese Insekten könnten wir nicht über leben,denn ihre Präsenzinden Pflanzenkulturen stellt unsere Nahrungsmittelproduktion sicher»,betont Dario Andenmatten.Ein kurzer Biologiekurs:Bienen werden vom Blütennektar angelockt,kommen mit den Staubblättern(männlicher Blütenteil,der Pollen bildet)in Berührung und sammeln mit ihren Haaren Pollen.Anschliessend fliegen sie zu anderen Blüten mit reifen weiblichen Organen und übertragen so den Pollen auf den Stempel,was eine Befruchtung ermöglicht.Kurz gesagt:Retten wir die Bienen,dann retten wir die Menschheit! Diese Win-win Situation steht im Projekt«Rund um die Biene» im Mittelpunkt.Fünf Mitarbeitende von Emera haben bereit seine Imkerausbildung absolviert,die anschliessend auch von den Bewohnerinnen und Bewohnern besucht wer den soll.«Unser Standort Lalden ist ausserdem ein idealer Kursort für neue Imkerinnen und Imker des Oberwallis»,fügt Dario Andenmatten hinzu und führt damit noch einen weiteren Beleg für die wichtige Bedeutung dieses Ortes an.

Die Denkhaltung Verändern

(Schaffhauser Bock)


Thomas Bollinger (l.) und Sämi Särkkä berichten im Interview von ihren ersten Erfahrungen und Erlebnissen innerhalb der Firma. Bild: Salome Zulauf

 

Menschen mit einer Beeinträchtigung sollen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt erhalten. Die IG Inklusion Schaffhausen lud zum ersten Lunch-Event ein.

Dass Arbeitgebende Menschen mit Beeinträchtigungen einstellen, soll zur Normalität werden – die Personen sollen in einen Betrieb integriert werden und an den tagtäglichen Arbeiten teilhaben. Bis dies jedoch Realität ist, bedarf es noch viel Aufklärungsarbeit.

Vergangenen Freitag fand im Kinepolis Schaffhausen der erste inklusive Lunch-Event, organisiert von der «IG Inklusion Schaffhausen», statt. Rund 60 Personen – der grösste Teilnehmerkreis bestand aus Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern der Region Schaffhausen – fanden sich im Kinosaal des Kinepolis ein. «Unser Ziel ist es, dass es eines Tages nicht mehr nötig ist, sich gegenseitig auf die Schultern zu klopfen, wenn eine Firma einen Menschen mit Beeinträchtigung einstellt», erklärte Sven Stückmann, Mitglied der Geschäftsleitung der altra Schaffhausen. «In Schaffhausen läuft bereits vieles in Sachen Inklusion. Wir wollten die Kräfte bündeln, um noch mehr Durchschlagskraft in der Umsetzung der Inklusion zu erzielen. So entstand im Frühling 2022 die Interessensgemeinschaft (IG) Inklusion Schaffhausen.

Die IG besteht aus den Mitgliedern Claudine Münger, Geschäftsführerin des Restaurants Tanne, Simone Wipf-Bösch, Vorstandsmitglied der Behindertenkonferenz Schaffhausen, Beat Moretti, Inhaber des Malergeschäftes Moretti Maler, Alain Thomann, Geschäftsführer, und Sven Stückmann, Leiter Marketing, Verkauf und Kommunikation der altra Schaffhausen sowie Thomas Bräm, Inhaber von mitschaffe.ch. Mit positiven Beispielen sollen regionale Firmen Hürden abbauen und sich darauf einlassen, Menschen mit Beeinträchtigung einzustellen.

Ein eingespieltes Team

Anhand eines positiven Erfahrungsberichtes interviewte Thomas Bräm den Angestellten Sämi Särkkä sowie Thomas Bollinger, Inhaber der Firma Bollinger, welcher sich seit letztem November intensiv mit der Thematik Inklusion auseinandersetzt und Sämi Särkkä die Möglichkeit gegeben hat, in seiner Firma tätig zu sein. Sämi Särkkä strahlte förmlich bis in die hinterste Ecke des Kinosaals, als er über seine Tätigkeiten in der Firma Bollinger erzählen durfte. Als Magaziner kann er seit Anfang dieses Jahres arbeiten und durfte schon so einige schöne Erfahrungen mit seinem Team erleben. Auf die Frage hin, weshalb Thomas Bollinger sich dafür eingesetzt hat, erklärte er: «Die Freude sowie auch das Geben und Nehmen hat mich bis heute davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war, Sämi Särkkä in unser Team aufzunehmen.» Weitere Firmen zu ermutigen, sich auch mit der Thematik auseinanderzusetzen und diesen Menschen eine Chance zu geben – das ist das Ziel, welches die Verantwortlichen mit der IG erreichen möchten. «Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter ist wie ein Zahnrad in einem Motor. Alle benötigen einander. Wenn eine Person fehlt, dann stockt der Arbeitsablauf», erzählt Sämi Särkkä. «Daher ist es umso schöner zu erkennen, welchen Stellenwert eine Person in der Firma einnehmen kann und wie die Tätigkeiten und das Engagement von den Kolleginnen und Kollegen geschätzt werden.»

Mode kennt keine Barrieren

(Schweiz am Wochenende / Walliser Bote)

Für Menschen mit Behinderungen ist es schwierig, Kleidung zu finden, die passt und zeitgemäss ist. Ein Wiener Label hat das Problem erkannt.
Isabel Zwyssig


Jan Kampmann, querschnittgelähmter Journalist aus Hamburg, ist als Markenbotschafter für MOB Industries tätig. Bild: Denys Karlinskyy

 

Ihre Not machte Daniela Vasapolli erfinderisch. Als sie nicht mehr weiterwusste, griff sie zur Schwangerschaftshose. «Es ist für mich nahezu unmöglich, Kleidung zu finden, die praktisch zum Anziehen ist», erklärt die 44-Jährige. Sie legt Wert auf ihr Äusseres. Doch ihr Körperbild sprengt die Norm. Besonders jene, welche die Modeindustrie vorgibt.

Vasapolli hat eine angeborene Gelenksteife, die mit Muskelschwäche einhergeht. Die Zürcherin sitzt im Elektrorollstuhl, braucht rund um die Uhr Hilfe, auch beim An- und Auskleiden. Das tägliche Ritual ist mit Schmerzen verbunden – aber auch Frust. Denn Hosen der gängigen Modeketten sind Vasapolli im Gesässbereich oft zu eng oder rutschen in der sitzenden Position nach unten. Reissverschlüsse oder Taschen verursachen Druckstellen. «Die Schwangerschaftshose schafft bei solchen Problemen Abhilfe. Dafür habe ich um den Bauch herum viel zu viel Stoff, der beim Sitzen unschöne Wülste bildet», erklärt sie.

MOB Industries sagt modischen Hindernissen den Kampf an

Lösungswege für solche vestimentären Dilemmas aufzeigen – das wollen Josefine Thom und ihr Geschäftspartner Johann Gsöllpointner. 2019 haben die beiden das Unternehmen MOB Industries mit Sitz in Wien gegründet. MOB steht für «Mode ohne Barrieren». Gemeinsam mit österreichischen Designern und Models, die körperliche Einschränkungen haben, produzieren die gebürtige Deutsche und der Oberösterreicher Mode, die aktuellen Trends entspricht und gleichzeitig so funktional ist, dass sie den Bedürfnissen von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen gerecht wird: Die Passformen der Kleidungsstücke sind auf Rollstuhlnutzer zugeschnitten, eignen sich aber genauso für Fussgänger. Oberteile sind vorne kürzer und hinten länger geschnitten, sodass sie nicht an den Rollstuhlrändern schleifen. Hosen haben flache Nähte und keine Gesässtaschen oder andere Taschen, damit Druckstellen vermieden werden. Der Gesässbereich ist weiter geschnitten, was diskret Platz für Inkontinenzmaterialien bietet. Magnetverschlüsse erleichtern ein gesundheitsschonendes An- und Auskleiden – für die Träger selbst und für Assistenzpersonen.

Thom, 34 Jahre alt, Sozialpädagogin, wuchs mit einer mehrfach behinderten Schwester auf. Ästhetische Ansprüche punkto Kleidung blieben irgendwann auf der Strecke. «Das darf nicht sein», sagte sie sich und beschloss, zu handeln. Die MOB-Firmengründerin ist froh, dass sie heute mithilft, den Alltag von Betreuungspersonen und Menschen mit Behinderungen einfacher zu gestalten, und dabei modische Akzente zu setzen. Ihr ist es wichtig, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. Entsprechend ist Kleidung von MOB Industries teurer als die handelsübliche. «Eine Jacke mit Magnetverschlüssen, bei der ein Reissverschluss im Ärmel eingenäht wurde, ist kein Wegwerfprodukt», betont Thom.

Die Krux mit der Winterjacke

Dagmar Venohr, Dozentin für Geschichte und Theorie der Mode an der Fachhochschule Nordwestschweiz, wünscht sich solches Umdenken in der Branche: weg vom ständigen Wachstum, von der Normierung hin zu einem Raum, der es erlaubt, die «Grenzen unserer Körper und die Möglichkeiten von Kleidung auszuloten.» Jan Kampmann, querschnittgelähmter Journalist aus Hamburg, istals Markenbotschafter sowie Model für MOB Industries tätig. Der 34-Jährige schätzt es, dass Thom die Rollstuhlfahrer direkt fragt, was sie sich von ihrer Mode wünschen. So kann er seine Anregungen in den Entstehungsprozess einbringen.

Von einem Gadget wie einem eingenähten Verschluss im Ärmel träumt Assistentin Angela Vescio, die Vasapolli seit drei Jahren begleitet. «Das An und Ausziehen der Winterjacke ist bei steifen Gelenken etwas vom Schlimmsten», so die 35-Jährige. In der kalten Jahreszeit kommen die beiden um die mühsame Prozedur nicht umhin.

Ähnlich sieht das Balz Spengler, 29 Jahre alt, der mit einer cerebralen Bewegungsstörung lebt. Mehr zu schaffen macht ihm jedoch ein anderes Kleidungsstück. Seine Jeans sind um die Knie herum rasch abgewetzt, weil sie stark belastet werden. Die Hose ist mit rotem Faden verstärkt. Spengler nimmt es gelassen: «Flicken ist besser als Wegwerfen.» Und: Wie wichtig Hosen wären, die Druckstellen vorbeugen, wurde ihm während eines viermonatigen Reha-Aufenthaltes bewusst, als er nach einer Operation wieder gehen lernte.

Versicherung zahlt – wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind

Bleibt die Frage nach den Kosten. Wie ist es aus Schweizer Sicht punkto adaptiver Mode um die sozialversicherungs- rechtlichen Aspekte bestellt? Die Invalidenversicherung richtet nur Beiträge aus für Hilfsmittel, die auf der Hilfsmittelliste aufgeführt sind. Massgefertigte Kleider gehören unter bestimmten Umständen dazu. Laut Daniel Schilliger, Rechtsanwalt bei Procap, ist es abhängig vom Einzelfall, ob eine versicherte Person Anspruch darauf hat oder nicht. Bisweilen ist vorgesehen, dass sie sich an den Kosten beteiligt. Es kann auch sein, dass die Finanzierung von Hilfsmitteln an Bedingungen geknüpft ist, etwa, dass dadurch eine Erwerbstätigkeit oder selbstständiges Fortbewegen möglich wird. «Die Hilflosenentschädigung oder Stiftungen sind andere Wege für finanzielle Unterstützung», so Schilliger.

Daniela Vasapolli trägt inzwischen stolz ihre neue Winterhose, die sie sich hat nähen lassen. Den Stoff hat sie selber ausgesucht. Nichts mehr rutscht, nichts mehr zwickt. Kleidung von einem inklusiven Label bestellen? Nichts für Vasapolli. Aber die Idee dahinter gefällt ihr. Zwar brauchte es Ge-duld,die Dienstleistungeneiner Schneiderin zu beanspruchen. Doch es hat sich gelohnt – dank dem Goodwill der Menschen aus ihrem Umfeld.


Daniela Vasapolli mit ihrer Assistentin,die sie seit drei Jahren begleitet.
Bild: Isabel Zwyssig

 

Flucht im Rollstuhl

(Beobachter)

UKRAINEKRIEG. Als Dmytro Zharyis Heimatstadt Dnipro eingekesselt zu werden droht, flieht er. Der 37-Jährige sitzt seit seiner Jugend im Rollstuhl. Für ihn beginnt eine Odyssee.

Text: Caroline Freigang


Evakuierung aus der zerstörten Stadt Irpin, 8. März

 

Es würde niemand kommen. Das war Dmytro Zharyi klar, als sich 24 Stunden nach seinem Hilferuf niemand bei ihm gemeldet hatte. Er beschloss, sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Es war der sechste Tag nach Ausbruch des Krieges. Zharyi hatte versucht, über die Behörden in seiner Heimatstadt Dnipro eine Evakuierung zu organisieren. «Doch in einem Krieg sind verständlicherweise alle sehr beschäftigt», sagt der 37-Jährige.

Zharyi sitzt seit seinem 13. Lebens jahr im Rollstuhl. Er kann nicht ohne Hilfe auf den üblichen Routen flüchten. Dass er nun, vier Wochen später, trotzdem im aargauischen Wohlen sitzt, wo die Stiftung Integra ihm und seinen Eltern eine Unterkunft bietet, hat mit Glück zu tun, mit Durchhaltewillen und vielen helfenden Händen.

Vor den Fenstern im Gästezimmer hängen halb transparente Vorhänge mit Vogelmuster. Dahinter brennt die Sonne vom Himmel. Die Idylle wirkt entrückt angesichts der humanitären Tragödie, die sich nur rund 1500 Kilometer weiter östlich abspielt.

Hoffnung zerschlägt sich.

Zharyi arbeitete in der Ukraine als Menschenrechtsanwalt. Mit seiner körperlichen Behinderung musste er sich Respekt und Gleichberechtigung unter seinen Anwaltskollegen erkämpfen. Das tat er in mehreren hochkarätigen Diskriminierungsfällen. Prozesse gegen ein Apotheken-Netzwerk und den Versicherungsgiganten Axa, die er beide gewann. Auf Google Maps zeigt Zharyi, wo er mit seinen Eltern wohnte. In der Nähe des Flusses Dnepr, im neunten Stock eines grossen Wohnblocks. Es sind solche Gebäude, die im Krieg häufig Ziel von Angriffen der Russen waren.

Dnipro war in der Sowjetunion eines der wichtigsten Zentren für Waffen und Kernenergie. Heute ist die Millionenstadt ein wirtschaftliches Zentrum der Ukraine und ein wichtiger Standort der Armee. Entsprechend gross war die Gefahr für Angriffe. «Am 24. Februar bin ich um 4.30 Uhr aufgewacht, weil sie unseren Flughafen bombardierten», erzählt Zharyi. Raketenteile trafen das Wohnhaus seiner Schwester, die mit ihren zwei kleinen Söhnen gleich um die Ecke wohnt. «Uns wurde sofort klar, wir müssen weg», sagt er.

Trotzem harrten Zharyi und seine Eltern sechs Tage in der Wohnung aus. Bei Raketenalarm bewegten sie sich zu den Liften im Haus. In den Keller konnte er mit seinem Rollstuhl nicht. Schon Monate vor Beginn des Krieges hatte Zharyi seinen Vater angewiesen, Benzin zu kaufen. Doch die Hoffnung, mit dem Auto zu flüchten, zerschlug sich schnell. Anfang März sah es danach aus, dass die Russen Dnipro bald eingekesselt haben würden. Eine Flucht mit dem Wagen wäre damit undenkbar.

Tage ohne Schlaf.

Die Leute drängten in bereits überfüllte Züge. Unmöglich für Zharyi. Trotzdem blieb das seine einzige Chance. Wieder rief er bei den lokalen Behörden an. Sie organisierten ihm und seinen Eltern einen Transport zum Bahnhof. «Wir hatten zehn Minuten. Nur zwei kleine Taschen nahmen wir mit.» Die Zeit drängte. Bald begann die Ausgangssperre. Zharyi stellte sich darauf ein, die Nacht am Bahnhof zu verbringen. «Bis uns jemand mitnimmt.»

Er hatte Glück. Nach gut zwei Stunden stoppten Arbeiter einen Zug nach Lwiw. Sie durften an Bord. Aber alle Plätze waren besetzt. Bald waren es fünf oder sechs Personen pro Sitzplatz. Viele hatten ihre Katzen und Hunde dabei.

Die Stimmung sei angespannt gewesen. Viele hätten ihre Häuser verloren und Explosionen miterlebt. «Auf Ukrainisch sagen wir: Man hätte eine Axt in die Luft hängen können.» Der alte Zug sei ohne Licht und mit maximaler Geschwindigkeit gefahren. Die russische Armee schiesse auf Evakuierungszüge, hörte man. «Die Leute wechselten sich mit Sitzen ab. Die Kinder liess man schlafen. Oft lagen sie zu zweit oder dritt auf einem Platz.»

18 Stunden später kamen sie in Lwiw an. Von dort stiegen die Menschen auf Busse um, die sie an die polnische Grenze karrten. Keine Option für Zharyi. Er stellte sich erneut darauf ein, Tage in der Bahnhofshalle zu verbringen. Dann hatten er und seine Eltern erneut Glück. Ein Mann erklärte sich bereit, sie an die Grenze zu fahren. Es blieb nur wenig Zeit vor der Ausgangssperre. Es war dunkel und kalt. Zharyi und seine Eltern waren viel zu dünn angezogen.

Sie schafften es gerade noch vor der Ausgangssperre. Inzwischen hatten sie mehrere Tage nicht geschlafen. An der Grenze mussten sie sechs Stunden warten. Dann das nächste Problem: Obwohl Zharyi einen Behindertenausweis dabeihat, wollten die Zöllner weitere Papiere sehen, die seine Behinderung belegen. Denn er sei im besten Alter, um für sein Land zu kämpfen. Weitere Stunden verstrichen, bis die Grenzbeamten die drei endlich passieren liessen.

Nach einer Nacht auf einer Matratze in einer Schule im polnischen Krowica Sama brachten Freiwillige sie in ein jüdisches Zentrum in Lublin. Eine Menschenrechtsorganisation aus Norwegen, mit der Zharyi zusammengearbeitet hatte, bot an, Flüge zu organisieren. Nach Österreich, Berlin, in die Schweiz. Er entschied sich für Zürich. Dort nahm ihn der Bruder eines befreundeten Paares in Empfang. Ein Russe.

Ungewisse Zukunft.

Nun ist Zharyi in Wohlen. Auch das ist nur eine Zwischenstation. In der Stiftung sind vor allem Menschen mit geistiger Behinderung untergebracht. Zharyi sagt, er sei sehr dankbar für all die Hilfe, die er und seine Eltern erhalten haben. Die Stiftung Integra habe ihm sogar einen Laptop geschenkt, damit er weiterhin als Anwalt arbeiten und Bewerbungen schreiben könne.

Seine nächste Station ist Zürich, eine Einrichtung für Menschen mit körperlicher Einschränkung. Finanziert wird der Aufenthalt vorerst von Pro Infirmis. Die Organisation hat aus eigenen Reserven einen Fonds in Höhe von einer Million Franken eingerichtet, der besonders verletzliche Flüchtlingsgruppen in der Schweiz unterstützen soll. Bereits hat sie mit rund 50 Betroffenen Kontakt. Und es werden immer mehr, die Hilfe brauchen. Auch Zharyi kann die Organisation nur für den Anfang unterstützen. Danach ist unklar, wo er bleiben kann. Oder wer das finanzieren soll.

«Ich verstehe alle rechtlichen Probleme, die Flüchtlinge haben», sagt Zharyi. «In der Ukraine hatte ich Klienten, die Flüchtlinge waren. Ich wollte nie einer sein.» Nun hofft er, schnell eine Arbeitsstelle zu finden. In Wohlen haben er und seine Eltern bereits bei der Stiftung Integra ausgeholfen. Mutter Nataliia arbeitete beim Mittagstisch, Vater Yurii in der Werkstadt. Zharyi selbst half in der Logistik. «Ich möchte von niemandem abhängig sein.» Zudem müsse er seine Eltern unterstützen.

Eine Bewerbung beim Fussballverband Uefa in Nyon VD ist hängig. Zharyi hat sich in der Ukraine für den Behindertensport engagiert, betrieb früher ein eigenes Fussballmagazin. Sein Traum sei immer gewesen, bei einer internationalen Organisation zu arbeiten. Darum habe er Englisch gelernt.

Ob er in der Schweiz bleiben will? «So viele Menschen haben uns geholfen. Es ist sehr berührend, all die ukrainischen Flaggen zu sehen.» Zugleich seien seine Freunde in der Ukraine, seine Klienten, seine Wohnung. Auch die Schwester und die Neffen seien zurück geblieben. Zharyi und seine Eltern sind in grosser Sorge um sie.


«In der Ukraine hatte ich Klienten, die Flüchtlinge waren. Ich wollte nie einer sein.» Dmytro Zharyi, Menschenrechtsanwalt